Johan Simons unterzieht Georg Büchners Revolutionstragödie „Dantons Tod“ im Burgtheater einer gewöhnungsbedürftigen, aber sehenswerten Totalreduktion
Nicht nur Avantgardeverweigerer, auch avancierte Theatermenschen verließen nach dem Schlussvorhang verärgert die „Burg“. Man kann es ihnen nicht verdenken, denn Simons’ Büchner ist von einer Radikalität, die alle routinierten Provokationen des Dekonstruktionstheaters hinter sich lässt. Hier geht es einzig um Sprache und Körpersprache, und obwohl „Danton“ mit minimalem Personal, quasi skelettiert, auf die Bühne kommt, wird die Geschichte der selbstzerstörenden Revolution atmosphärestark, in ihrer Art folgerichtig erzählt. Die Bühne ist leer, ein hölzernes Halbrund mit integrierten Sitzen, eine Wohltat in Zeiten vordränglerischen Ausstattungsmülls.
Alle Personen sind Clowns. Erklärt wird das nicht, aber der Vorgang schafft Abstraktion und sentimentale Nähe in einem. Der Konflikt ist auf die beiden Archetypen des Versagens reduziert: Danton, der Hedonist, und Robespierre, der Calvinist, haben die Französische Revolution, diesen Urknallmoment der aufgeklärten Moderne, gemeinsam veruntreut. Was Nicholas Ofczarek und Michael Maertens mit dem starken Ensemble an Präsenz und Rhetorik vorlegen, ist erlebenswert, wenn man sich ins Verfahren einlassen will.
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