Moser-Pröll glaubt:

„Shiffrin knackt noch in dieser Saison den 100er“

Annemarie Moser-Pröll kann über Mikaela Shiffrin nur staunen.

(Bild: AFP, Andreas Tröster)

Die österreichischen Ski-Damen warten seit 45 Jahren auf einen Sieg bei der Abfahrt in Val d‘Isere. Die bislang letzte Siegerin, Allzeitgröße Annemarie Moser-Pröll, traut den ÖSV-Athletinnen durchaus zu, die Durststrecke zu brechen. Für Mikaela Shiffrin hat die 70-Jährige nur Bewunderung übrig. 

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass Österreich die Damen-Abfahrt in Val d’Isère gewonnen hat. Am 17. Dezember 1978 siegte Ausnahmeskifahrerin Annemarie Pröll. Seitdem ging „nur“ der Super-G an Rot-Weiß-Rot. Alexandra Meissnitzer (1995, 1998), Michaela Dorfmeister (2005), Elisabeth Görgl (2014) und Anna Veith (2017) waren die Triumphatorinnen. „Das habe ich nicht einmal gewusst, wundert mich aber“, ist auch die Allzeitgröße im „Krone“-Gespräch verdutzt. 

Annemarie Moser-Pröll gewann in ihrer erfolgreichen Karriere sechsmal den Gesamtweltcup.

(Bild: Kronen Zeitung)

„Ich habe trotzdem gewonnen“
An die Fahrten auf der Piste im französischen Skiresort kann sie sich noch genau erinnern. „Marie-Theres Nadig und Nadja Wenzl waren im Zielschuss mit 141 Sachen unterwegs. So schnell war ich nie. Aber ich habe trotzdem gewonnen“, lacht die Salzburgerin, die dort insgesamt viermal ganz oben stand. Und kritisch zurückblickt. Schließlich sahen die Sicherheitsvorkehrungen damals noch ganz anders aus als heutzutage. 

Absperrungen und Holzzäune waren das höchste der Gefühle. „Wir sind da mit unseren langen Holzlatten runtergefahren. Man muss froh und dankbar sein, dass nichts Grobes passiert ist. Aber das war eben die Zeit. Gottseidank hat sich viel geändert.“

„Wirklich traurig“
Dass Verletzungen auch heutzutage zum Geschäft dazugehören, wurde vergangenes Wochenende wieder unter Beweis gestellt. Elisabeth Reisinger riss ich bei einem Sturz im Rennen das Kreuzband, Nina Ortlieb zog sich beim Einfahren einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Der lange Ausfall der Vorarlbergerin erschütterte die Legende: „Nina war super in Form und dann passiert so etwas. Das ist wirklich traurig.“ 

Nina Ortlieb brach sich Schien- und Wadenbein: Saisonaus!

(Bild: Privat, Krone KREATIV)

Was der früheren Dominatorin dafür imponiert? Dass Ortliebs Kämpferherz stark geblieben ist und die 27-Jährige zurückkehren will. „Dass man da nicht hergeht und sagt ,es ist genug‘, ist bewundernswert.“ Die Motivation, bei der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm 2025 dabei zu sein, scheint riesig.  

„Hütter ist die Stärkste“
Zurück zur rot-weiß-roten Durststrecke in Val d‘Isere. Wer aus dem ÖSV-Team könnte diese aus Sicht der sechsfachen Gesamtweltcupsiegerin brechen? „Wie es aussieht, ist Conny Hütter unsere Stärkste.“ Die 70-Jährige hofft generell darauf, dass einer heimischen Dame - „sie sind am aufsteigenden Ast“ - der Knopf aufgeht und sie endlich ablöst. Sonst hat sie im Kampf um den Sieg mit Sofia Goggia und Lara Gut-Behrami die üblichen Verdächtigen auf der Rechnung. 

Moser-Pröll war auch beim 70. Geburtstag von Franz Klammer zu Gast.

(Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER)

Und Mikaela Shiffrin? Die US-Amerikanerin wird erst am Sonntag beim Super-G am Start stehen. Für die erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten (91 Weltcup-Siege) hat Moser-Pröll sowieso nur Bewunderung übrig. „Sie ist einfach gewaltig, sensationell. Bei ihr passt alles zusammen“, staunt die Ikone, die es in ihrer Karriere selbst auf 61 Erfolge im Skizirkus brachte.

Sie traut Shiffrin zu, schon in diesem Winter eine weitere Schallmauer zu brechen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Mikaela in der laufenden Saison ihren 100. Sieg im Weltcup einfährt.“ Dann ist auch der Damen-Rekord bei den Gesamtsiegen nicht mehr weit. Dort liegt die 70-Jährige schließlich noch vor der 28-Jährigen (fünf große Kugeln).