Die Uraufführung im Offenen Haus Oberwart wurde bejubelt. Und auch beim Projektpartner klagenfurter ensemble begeisterte die Oper „Daphnes Garten“ über die ermordete Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia. Engagiertes Musiktheater von Erling Wold, Katharina Tiwald und Peter Wagner.
Sechs Sänger, sechs Musiker: Stimmen, die einflüstern, verhöhnen, kommentieren. Ein polyfoner Chor, der auf Florian Langs vielgesichtiger Bild-Bühne mit ihren verschiebbaren Projektionsflächen wie aus einer griechischen Tragödie tritt, um SIE handlungstragend zu umgeben.
Sie ist Daphne Caruana Galizia (DCG) - Archäologin und Investigativjournalistin, die auf Malta (zu) tief gräbt im Dreck der Macht und den kriminellen Machenschaften der Mächtigen. Die Enthüllung der Panama Papers, ein Datenleak, das 2016 ein internationales Korruptionsnetzwerk offenlegt, an dem auch maltesische Politiker bis zum damaligen Premierminister Joseph Muscat beteiligt sind, gipfelt 2017 im Mord an der unbeugsamen Aufdeckerin durch eine Autobombe.
Peter Wagner (Gesamtkonzept, Regie) holt sie zurück. Um nicht nur ihren kompromisslosen Kampf ins Bewusstsein zu rücken. Das Projekt der Theaterinitiative Burgenland mit dem klagenfurter ensemble und dem Offenen Haus Oberwart verdichtet sich in 80 dichten Minuten zum sendungsbewussten Musiktheater mit verstörender Aktualität, das in Wagners souveräner, präzise getakteter, fast schon choreografischer Regie ganz ohne Pathos auskommt, um zu erschüttern.
Denn alles an dieser Oper ist wahrhaftig - von den Tatsachen, die als projizierte Zitate im Fieberweiß der Schiebewände oder dem Stimmengewirr der Intriganten hängen, über das augenöffnende Libretto Katharina Tiwalds zwischen harten Fakten und leiser Poesie, bis zum hoch emotionalen, ohrgängig-harmonischen, expressiv-herben Klangkörper Erling Wolds, den Musiker der Camerata Sinfonica Austria virtuos beatmen.
Großartig die Sänger („Daphne“ Janina Schweitzer, Marika Rainer, Michaela Scheider-Khom, Johanna Stacher, Martin Ganthaler, Fernando Hernández), ernüchternd die Erkenntnis: „Überall sind Gauner“, wie DCG schreibt. Es ist ihr letzter Blog-Eintrag vor der Ermordung. Vergessen wird man sie nicht! Denn in „Daphnes Garten“ keimt unbeirrt ein Samen. Er heißt Wahrheit. . .
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