Nach über 40 Jahren

Hin und Her: Erstes Stadtfest in Reutte im Sommer?

Tirol
04.12.2023 12:00

Nach über 40 Jahren Hin und Her scheint die nervige Frage „Warum ist Reutte keine Stadt“ bald Geschichte zu sein. Wird es im Sommer vielleicht schon das erste Stadtfest geben?

Es ist wahrscheinlich das Thema in Reutte, das sich am längsten hinzieht, weil sich offensichtlich bisher niemand getraut hat, das heiße Eisen wirklich anzufassen, um es zu schmieden: die Erhebung vom Markt zur Stadt. Gemeinsam mit Tamsweg ist man der einzige Bezirkshauptort in Österreich, der das Upgrade noch nicht vollzogen hat. Während Imst heuer 125 Jahre und Landeck 100 Jahre Stadt feiern, lamentiert man im Außerferner seit über 40 Jahren immer noch über eventuelle Vor- und Nachteile.

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In Norddeutschland ist die Bezeichnung einer Kommune als Markt nicht einmal bekannt.

BM Günter Salchner

Bevölkerung schien immer gespalten
Es gab „Pro- und Contra-Bürgermeister“, auch die Bevölkerung schien immer gespalten. Doch diese änderte sich, nicht zuletzt mit dem Wachstum von 18 Prozent in zehn Jahren. Das Thema scheint nicht mehr so wichtig. Zumindest kann man diesen Schluss nach der Gemeindeversammlung im September des Jahres ziehen, deren Besuch war geradezu beschämend.

„Ehrentitel“ ohne klare Vor- oder Nachteile
Für die Gemeindeführung ist es sehr wohl wichtig und BM Günter Salchner möchte das heiße Eisen schmieden und endlich zu Ende führen, was Vorgänger Oberer vorangetrieben und die Pandemie verschleppt hat. „In Norddeutschland ist die Bezeichnung einer Kommune als Markt nicht einmal bekannt“, sagt das Reuttener Marktoberhaupt, „die Stadtwerdung ist überreif. Der Landeshauptmann hat kürzlich Bürger aus der Stadt Reutte begrüßt.“

Eine Stadt signalisiere wirtschaftliche Kompetenz, drücke Dynamik und Fortschritt aus. Es gebe keinen einzigen rationalen Nachteil, allerdings hat dieser „Ehrentitel“ auch keinen spontan messbaren Vorteil. Auch finanziell bliebe alles gleich.

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Die Gemeindeversammlung hat gezeigt, dass für die Reuttener das Thema nicht so wichtig ist.

BM Günter Salchner

„Das Thema berührt die Leute nicht mehr so stark“
Ein Hin und Her - trotzdem waren die Pro-Kräfte im 19-köpfigen Reuttener Gemeinderat (ÖVP 7 Enthaltungen, 1 FPÖ dagegen) am 12. Oktober in der Überzahl. Man legte endlich mit einem Beschluss den Grundstein für das, was Historiker Richard Lipp, der sich intensiv mit der Stadtwerdung befasst hat, schon längst fordert: entschlossenes Handeln der Kommunalpolitiker in dieser Causa.

„Die Gemeindeversammlung hat gezeigt, dass für die Reuttener das Thema nicht so wichtig ist“, sagt Salchner, „daher wird es auch keine Volksbefragung geben. Der Antrag zur Erhebung liegt bereits beim Land Tirol.“ Dort wird man sich allerdings erst einlesen müssen, denn die letzte Stadterhebung in Tirol war jene von Wörgl 1951.

Stadterhebung

Nach dem Beschluss des Gemeinderats kann durch ein Landesgesetz die Bezeichnung Stadtgemeinde verliehen werden. Voraussetzung ist eine erhebliche zentralörtliche Bedeutung in wirtschaftlicher, verkehrsmäßiger, kultureller oder infrastruktureller Hinsicht. Im aktuellen Fall ist laut Auskunft der Gemeindeabteilung davon auszugehen, dass Reutte nach positiver Prüfung im ersten Halbjahr 2024 Stadt wird.

Auch Heinz Fischer stellte die „leidige“ Frage
Der Formalakt ist also seitens der Gemeinde erledigt, nach menschlichem Ermessen das urbane Upgrade eine Formsache. Die nervige Frage von Politikern und Touristen, warum denn Reutte keine Stadt sei, scheint ausgesessen. Jedenfalls wolle das Land „im Laufe des ersten Halbjahres 2024“ die Entscheidung treffen.

Wäre ja ein perfekter Zeitplan, denn am 20. Juli ist bereits das erste Stadtfest geplant. Mit Bundespräsident van der Bellen versteht sich, damit sich die Situation nicht wiederholt, als 2001 van der Bellens Vorgänger Heinz Fischer bei einem Besuch wieder die leidige Frage stellte: „Warum ist denn Reutte keine Stadt?“

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