Treffen in Wien

Wenig Inhalt, aber viel Chaos bei Piraten-Parteitag

Österreich
01.04.2012 15:33
Seit die deutsche Piratenpartei von Wahlsieg zu Wahlsieg schippert, wird auch den österreichischen Piraten einige Aufmerksamkeit zuteil. Wohl erstmals von so starker Medienpräsenz begleitet, traf man am Sonntag in Wien zusammen, um bei einer Bundesgeneralversammlung inhaltlich und personell die Weichen für die Zukunft zu stellen. Doch statt eines Programms präsentierten die Piraten vor allem Chaos und personelles Hickhack.

Es war eine ungewöhnliche Gruppe, die sich am Sonntag in einem Veranstaltungslokal in einem Ottakringer Hinterhof versammelt hatte. Von einem klassischen Parteitag ist man bei der Piratenpartei Österreichs, kurz PPÖ, ein gutes Stück entfernt, eher erinnerte das Auditorium an eine "Star-Trek-Convention", bei der die Kostüme vergessen wurden. Immerhin, Sylvester "Hellboy" Heller (zweites Bild), einer der Platzhirsche an Bord, hatte sich mit einem Totenkopf-Amulett geschmückt, den Piraten heraushängen lassen quasi.

Der "Hellboy" ist freilich nicht der Einzige, der in der Piratenwelt einen Platz an der Sonne haben möchte. Da gibt es etwa noch Tom "mitom2" Krumpschmid. Der gelernte Kfz-Mechaniker wollte den "Hellboy" aus der Partei schmeißen lassen, weil ihm die Ausdrucksweise des Mit-Piraten nicht passt. Allerdings wurde sein Antrag dazu aus Formalgründen gar nicht erst zugelassen. "Macht auch nix", sagte Krumpschmid. Eigentlich wollte er ohnehin nur einen symbolischen Akt setzen, damit sich der "Hellboy" künftig "besser im Netz benimmt".

Wenig Programm, viel Personelles
Der Dritte im Bunde der Auffälligen heißt Toni "Harmonizer" Straka und war jahrelang Journalist bei der renommierten Nachrichtenagentur Reuters. Der im gelben Teppichmuster-Pulli Erschienene ist so etwas wie das wirtschaftliche Piratenhirn und hätte am Sonntag lieber ein wenig mehr über Inhalte als über Personen gesprochen. Damit blieb er zwar nicht alleine, aber in der Minderheit. Denn die Delegierten entschieden, dass die Programmdebatte von der Tagesordnung genommen und bei der nächsten Generalversammlung geführt wird, zu viel Zeit hat man am Beginn schon verplempert, Passwort beim Akkreditierungscomputer vergessen etc.

Der nächste Wahlerfolg für den "Hellboy" folgte auf dem Fuß. Sein Wunsch, den Posten des Bundessprechers zu streichen und grundsätzlich nur mehr im Vorstandskollektiv zu sprechen, wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen. Freilich: Den Bundessprecher gab es schon bisher nur am Papier. Hätte übrigens die Mehrheit der Delegierten doch gerne einen Sprecher gehabt, hätte sich der "Hellboy" als Kandidat schon geopfert, der "Harmonizer" und "mitom2" ebenso.

Dass überhaupt abgestimmt werden konnte, war letztlich eine knappe Sache. Immerhin hätten eigentlich zehn Prozent der stimmberechtigten Mitglieder anwesend sein müssen, was mit 51 von 794 deutlich verfehlt wurde. Aber die Piraten hatten vorgesorgt. Sind eine Stunde nach Beginn der Versammlung fünf Prozent Mitglieder da, kann es ebenfalls losgehen. Das ging sich aus.

Frauen in der Unterzahl
Viele Sachen sind auffällig bei einem Piraten-Parteitag, am auffälligsten vielleicht die hohe Männerquote der Mitglieder. Die anwesenden Journalistinnen abgezogen, fanden sich vier Frauen in dem vollgestopften Tagungsraum. Während einzelne Delegierte stärkere Bemühungen um weiblichen Zuwachs ankündigten, sieht Vorstandsmitglied Patryk "lux_perpetua" Kopaczynski die Sache pragmatisch. Dass kaum Frauen dabei seien, sei eine "natürliche Erscheinung", erklärt der Sprachtrainer und meint damit, dass die Wurzeln der Piraten in der IT-Branche liegen.

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