Rund 16.000 Kindergartenkinder haben in diesen Wochen einen Termin mit einer Logopädin. Beim jährlichen Screening werden Sprachentwicklung und -fähigkeiten sowie das Gehör unter die Lupe genommen. Alarmierend: Durch zu viel Zeit vorm Bildschirm verlernen immer mehr Kinder, wie man richtig kommuniziert.
Rund 16.000 Kindergartenkinder in Oberösterreich haben in diesen Tagen ein Gespräch mit einer Logopädin. „Die Mittleren“, das sind jene vier bis fünfjährigen Kinder, die noch zwei Jahre bis zum Schulstart haben, werden spielerisch auf ihre Sprachfähigkeiten überprüft. Verwendet wird dafür einheitlich das wissenschaftliche Verfahren „LogiK-S“, es geht dabei um Aussprache, Ersetzung von Lauten (häufig etwa ,S‘ statt ,Sch‘) oder Sigmatismus (im Volksmund „Lispeln“ genannt).
Oft kurbelt der Besuch beim HNO-Arzt die Sprachentwicklung an
Auch das inhaltliche Sprachverständnis und die Grammatik nehmen die Logopäden unter die Lupe. Zusätzlich wird das Hörvermögen überprüft. „Häufig verbessert sich die Sprachfähigkeit massiv, nachdem Kinder beim HNO-Arzt vorstellig waren“, weiß Marlene Krenmüller, selbst zwölf Jahre als Logopädin in Linzer Kindergärten im Einsatz, bevor sie im Vorjahr zum Lehr- und Forschungspersonal der FH Gesundheitsberufe wechselte.
Nur ein Drittel der Kinder ist sprachunauffällig
Neben den Logopäden der Magistrate sind auch welche von Caritas und Volkshilfe im Einsatz. Nach dem Screening werden die Eltern über den Status der Kinder informiert. Letztes Jahr wurden von 15.857 Kindern 5618 (35,4%) als sprachunauffällig eingestuft. Bei 1162 Kindern wurde eine mögliche Hörstörung festgestellt, bei 3779 Kindern (23,8%) war ein Gespräch mit den Erziehungsberechtigten mit Option auf Nachkontrolle zu einem späteren Zeitpunkt die Folge. Bei 40,7% aller Kinder wurde eine merkbare Sprach- und Sprechauffälligkeit mit Notwendigkeit einer logopädischen Therapie festgestellt, das sind 6460 Kinder.
„Kinder kennen oft die Gesprächsregeln nicht mehr“
Alarmierend ist für Logopädin Marlene Krenmüller eine Entwicklung der letzten Jahre: Sprache im sozialen Kontext wird von den Kindern immer häufiger falsch verwendet. „Dass ich meinen Lehrer mit ,Grüß Gott’ anrede, aber zu meinem Spezl ,Servas‘ sagen kann, unterscheiden viele Kinder nicht mehr richtig“, so Krenmüller. Verstärkter Medienkonsum und wenig persönliche Gespräche innerhalb der Familie wären zudem Probleme. „Sprechen ist halt keine Einbahnstraße, das Fernsehen oder Videos schon. Der Bildschirm redet nicht zurück, antwortet nicht. Es gibt keinen Blickkontakt, keine Sprechpausen und keine Reaktionen auf das Gesagte. Kinder, die viel vor TV oder Handy sitzen, können oft kein richtiges Gespräch führen, weil sie die Regeln dafür nicht kennen“, so Krenmüller.
Nutzungszeit begrenzen und darüber reden
Trotzdem will die Expertin neue Medien nicht total verteufeln: Ganz umgehen lassen sich Handy, TV & Co. ab einem gewissen Alter ohnehin nicht mehr. Wichtig wäre, die Nutzungszeit zu begrenzen sowie gemeinsam mit dem Kind zu schauen anstatt es vorm Bildschirm „abzuladen“. Dann kann man über das Gesehene reden.
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