Iraker angeklagt

Polizist getötet: Prozess in Graz vertagt

Steiermark
11.10.2023 09:17

Weil er als Mitglied einer terroristischen Organisation einen Polizisten in Bagdad entführt, gefoltert und erschossen haben soll, steht ein 33-Jähriger in Graz vor Gericht. Er fühlte sich nicht schuldig und beharrt darauf, dass er mit seinem Bruder verwechselt werde. Der Prozess begann bereits im Februar, nun musste wieder vertagt werden.

Im Jahr 2015 soll der Angeklagte als Mitglied der schiitischen Badr-Organisation einen sunnitischen Polizeibeamten entführt haben. Das Opfer wurde gefoltert - sie zogen ihm Zehen- und Fingernägel ab - und dann mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Davor hatten die Terroristen 45.000 US-Dollar erpresst, die die Familie zahlte.

In Heimat droht Todesstrafe
Es gibt sogar einen irakischen Haftbefehl gegen den Asylwerber, der in Graz lebt. Die Auslieferung kommt aber nicht infrage, weil ihm in seiner Heimat die Todesstrafe droht. Also muss das Straflandesgericht Graz das Verfahren wegen Mord und Entführung als terroristische Straftaten führen. Komplizen des 33-Jährigen wurden bereits in Bagdad verurteilt.

Einer großen Bedeutung im Prozess kam der Badr-Organisation zu, der der Angeklagte angehört haben soll. „Sie führte einen blutrünstigen Krieg gegen die Sunniten, die größte Glaubensgruppe im Islam“, erläuterte der Staatsanwalt. Finanziert habe sich die Terrormiliz durch Entführungen. 

Bekannt für Entführung und Mord
Der renommierte Islamismus-Experte Guido Steinberg klärte in der letzten Verhandlung im Mai auf, dass der Angeklagte eher zu einer anderen, schlimmeren Miliz gehören dürfte: „Der Liga der Rechtschaffenen“, vermutet Steinberg. Darauf würden Fotos am Handy des 33-Jährigen hindeuten.  „Diese Miliz ist eher dafür bekannt, dass sie ihre Opfer entführen, foltern, Lösegeld für sie kassieren und sie dann trotzdem ermorden.“

Heute, Mittwoch, wurde eine aufgezeichnete Videoeinvernahme des Bruders des Angeklagten aus dem Irak vorgespielt. Der 33-Jährige hatte nämlich im Prozess anfangs behauptet, dass nicht er, sondern sein Bruder für die Gräueltaten verantwortlich sei. Nun gab er doch zu, gelogen zu haben - aus purer Angst.

Weil die Verteidigung neuerlich die Einvernahme des Bruders beantragte - diesmal aber live per Videokonferenz - musste der Mordprozess erneut vertagt werden. Es solle endgültig geklärt werden, ob und welcher Miliz der Angeklagte angeblich angehört. Weiter geht es somit frühestens Anfang des kommenden Jahres.

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