„Ist eine Schnapsidee“

WKOÖ-Chefin graut vor der 32-Stunden-Woche

Oberösterreich
01.10.2023 11:20

Dass ihr SPÖ-Ideen fremd sind, ist nicht ungewöhnlich für die Ex-ÖVP-Politikerin Doris Hummer. Als Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ nimmt sie aber auch ihre eigene Partei in die Pflicht. Vor der 32-Stunden-Woche graut ihr. Die Politik habe andere Aufgaben zu lösen, um Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand zu erhalten.

„Krone“:KTM-Chef Stefan Pierer sieht düstere Zeiten auf die Wirtschaft zukommen. Wie schlimm ist es denn?
Hummer: Die Rezession ist voll angekommen. Aber ich hoffe, das ist eine temporäre Situation. Es geht um drei große Blöcke: Ökologisierung, Fachkräfte und Energie. Wenn wir diese drei Themen nicht politisch lösen, werden wir massiv an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, und das ist wohlstandsgefährdend.

Wo stehen wir bei der Lösung dieser Probleme?
Die Ökologisierung bekommen wir hin. Daran sind die Betriebe betriebswirtschaftlich interessiert, weil das Zukunftschancen sind.

Was den zweiten Punkt betrifft: In OÖ fehlen bis 2030 bis zu 130.000 Fachkräfte.
Und die Lücke geht immer weiter auf, das ist ein demografisches Thema, ein strukturelles Problem. Wir haben hier schon einige Maßnahmen gesetzt – etwa das Modell der Dualen Akademie. Aber es gibt halt nicht den einen Knopf, den man drückt, und dann ist das Problem gelöst.

Ein Teil der Lösung wäre bessere Kinderbetreuung: Sie fordern den Gratis-Kindergarten an Nachmittagen. Ihre Partei, die ÖVP, bremst da.
Erfreulicherweise tut sich da jetzt viel. Unser Druck hat hier gewirkt, weil es erstens die klare politische Absichtserklärung des Landes gibt, Kinderland Nummer eins zu werden und zweitens auch die finanziellen Mittel, die auf Bundesebene bereitgestellt worden sind. Gerade bei den Unter-Dreijährigen haben wir Nachholbedarf.

Liegt das auch daran, dass Kinderbetreuung möglicherweise zu schlecht bezahlt ist?
Das Land OÖ hat hier extrem großzügige Gehaltsabschlüsse mit der Gewerkschaft getroffen. Die steigen nach der Matura mit knapp 3000 Euro brutto ein. Das findest du in der Privatwirtschaft nicht.

Wäre mit Blick auf den Fachkräftemangel auch ein liberalerer Umgang mit Migranten wünschenswert?
Einfache Botschaft: Wir werden sie brauchen. Für Unsicherheit in der Bevölkerung sorgt die Vermischung von Arbeitsmigration und Asyl. Asylwerber sollen bei uns eine berufliche Perspektive haben und nicht im Sozialsystem landen. Bei der Arbeitsmigration geht es darum, Top-Leute aus der ganzen Welt zu uns zu bringen.

Drittes Thema Energie: Sie haben zuletzt einen Ausbau der Windkraft gefordert, wo wieder die ÖVP bremst.
Energie ist ein Riesen-Kostentreiber und daher ein Riesen-Problem für den Wettbewerbsstandort. Wenn wir sehen, dass da nicht alle Chancen genutzt werden, dann müssen wir das aufzeigen.

SPÖ-Chef Andreas Babler propagiert die 32-Stunden-Woche. Ist das ein Arbeitsmodell der Zukunft?
Ganz sicher nicht. Zu glauben, mit 32 Stunden ist man am Standort Oberösterreich in Zeiten von Arbeitskräftemangel wettbewerbsfähig – das ist eine Schnapsidee. Da fehlen mir die Worte. Ich kann ja als Masseurin nicht schneller massieren und damit produktiver werden. Es würde nur heißen, dass jede Arbeitsstunde noch teurer würde und hätte eine massive Rezession zur Folge.

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