In fünf Jahren soll es im Voestalpine-Stahlwerk in Leoben-Donawitz einen historischen Schritt geben: Einer der beiden Hochöfen wird stillgelegt. Ersetzt wird er durch eine Anlage, die mit grünem Strom Stahl erzeugt. Am Mittwoch fiel dafür der Startschuss.
Vom „größten Klimaschutzprojekt Österreichs“ spricht Voestalpine-Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner: Alleine durch das Aus für zwei Hochöfen in Donawitz und in Linz, wo parallel zur Steiermark ein Elektro-Lichtbogenofen errichtet wird, sinken die CO₂-Emissionen in Österreich um vier Millionen Tonnen und somit um fünf Prozent! Wenn bis 2050 alle fünf Hochöfen stillgelegt werden, fallen sogar 15 Prozent von Österreichs Emissionen weg. „Wir bekennen uns voll zu den Pariser Klimazielen“, betont Eibensteiner.
Trotz 1,5 Milliarden Euro kaum öffentliche Förderungen
Es ist ein gewaltiges Vorhaben, für das der Aufsichtsrat des österreichischen Technologiekonzerns im Frühjahr grünes Licht gegeben hat: Um 1,5 Milliarden Euro werden die Elektro-Lichtbogenöfen an den beiden Standorten bis 2027 errichtet (450 Millionen Euro entfallen auf die Steiermark). Förderungen gibt es kaum: Laut Eibensteiner habe man zwar einen Antrag beim von der Regierung eingerichteten Transformationsfonds eingereicht, man rechnet aber nur mit einem „höheren zweistelligen Millionenbetrag“.
Man könne das Mega-Projekt aber derzeit trotz schwieriger konjunktureller Lage finanziell stemmen, so der Voestalpine-Chef: „Wir haben die niedrigste Verschuldung der vergangenen zehn Jahre.“
Koks und Kohle sind Geschichte
Was ist nun genau in Donawitz geplant? Nun, in der neuen Elektrolichtbogenanlage wird ein Gemisch aus Schrott (dessen Anteil von 20 auf 60 Prozent steigt), flüssigem Roheisen und im Werk in Texas produziertes HBI („Hot Briquetted Iron“, vorreduziertes Eisen) verarbeitet. Ein Einsatz von Kohle und Koks wie in herkömmlichen Hochöfen ist nicht notwendig.
Für die Schrottaufbereitung wird eine große neue Halle entstehen. Das HBI soll per Förderband angeliefert werden. Entscheidend ist die Versorgung mit grünem Strom. Vorstandsmitglied Franz Kainersdorfer, verantwortlich für die Metall-Engineering-Division, ist überzeugt, dass die Energiewende bis 2027 soweit vorangetrieben wird, dass diese Versorgung durch Windkraft, Fotovoltaik und Wasserkraft (die Energie Steiermark plant ein neues Murkraftwerk in Leoben) sichergestellt wird. Am Werksgelände selbst werden eine 220-kV-Leitung und zwei Umspannwerke errichtet.
„Grüner Stahl“ ist teurer
Bereits seit Jahren erprobt die Voestalpine in einem Mini-Forschungsstahlwerk in Leoben das neue Verfahren, berichtet Kainersdorfer. Er ist auch genauso wie Eibensteiner zuversichtlich, dass es bis 2027 einen ausreichenden Markt für den teureren „grünen Stahl“ geben wird. Alleine die verpflichtenden Klimaschutzziele im Bahn- und Automobilbereich würden dafür sorgen.
Bis 2050 sind alle Hochöfen Geschichte
Ab 2027 soll die neue Anlage in Donawitz etwa 850.000 Millionen Tonnen CO₂-reduziertem Stahl pro Jahr produzieren, in Linz sollen es sogar mehr als 1,5 Millionen Tonnen sein. 2028 wird dann in Donawitz der Hochofen 4 abgestellt. Und nach 2030 - eher in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts - sollen dann zwei weiter Hochöfen in Linz und Donawitz stillgelegt werden. Während in Linz ein zweiter Elektrolichtbogenofen geplant ist, wird jener in Donawitz auf eine Kapazität von 1,5 Millionen Tonnen Stahl erweitert.
Und bis 2050 soll dann der letzte Hochofen am Linzer Werksgelände stillgelegt werden. Dann geht endgültig eine Industrie-Ära in Österreich zu Ende.
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