Fahrplan bis 2050

Voestalpine will alle fünf Hochöfen stilllegen

Steiermark
22.03.2023 12:37

Die ikonischen Bilder der Stahlarbeiter im Hochofen werden in einigen Jahren Geschichte sein. Die Voestalpine will alle fünf Anlagen in Linz und Leoben-Donawitz austauschen, die ersten beiden schon bis 2027. Alleine dieses Projekt kostet 1,5 Milliarden Euro.

Für welche Mengen an Emissionen die Stahlwerke der Voestalpine verantwortlich sind, zeigen folgende Zahlen: Wenn die ersten beiden Hochöfen in Linz und Donawitz stillgelegt sind, sinken die CO₂-Emissionen des österreichischen Technologiekonzerns um 30 Prozent - und jene von ganz Österreich gleich um fünf Prozent!

Kein Wunder, dass Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner am Mittwoch von „Österreichs größtem Klimaschutzprogramm“ sprach. Der Aufsichtsrat der Voestalpine hat am Dienstag endgültig grünes Licht für das Projekt „Green Tec Steel“ gegeben - die Vorarbeiten laufen aber bereits seit Jahren. 

Voestalpine-Vorstandschef Herbert Eibensteiner. (Bild: Sepp Pail)
Voestalpine-Vorstandschef Herbert Eibensteiner.

Baubeginn im nächsten Jahr
Was ist konkret geplant: In den beiden Stahlwerken Linz und Leoben-Donawitz soll je ein Hochofen durch einen Elektrolichtbogenofen, der mit grünem Strom betrieben wird, ersetzt werden. Die Anlagenteile müssten heuer bestellt werden, der Baubeginn soll 2024, die Inbetriebnahme dann Anfang 2027 erfolgen. „Wir erwarten, dass es bis dahin einen Markt für grünen Stahl gibt“, so Eibensteiner. Dieser Stahl wird übrigens teurer als die aktuellen Produkte sein.

Noch gibt es allerdings ein großes Fragezeichen: Welche Förderungen kann es für die Mega-Investition geben? In Österreich hat die Regierung ja einen milliardenschweren „Transformationsfonds“ für den Wandel der energieintensiven Industrie in Richtung grüner Zukunft angekündigt. Laut Eibensteiner gibt es zwar Gespräche, aber noch keine finale Förder-Entscheidung. Ob das Projekt bei fehlenden Förderungen abgeblasen wird, wollte er am Mittwoch nicht direkt beantworten.

Fakten

  • Im aktuellen zweistufigen Hochofen-LD-Verfahren („Linz-Donawitz-Verfahren“) wird das im Hochofen gewonnene flüssige Roheisen im LD-Stahlwerk zu Rohstahl verarbeitet. Künftig kann dies durch den Elektrolichtbogenofen in nur einem Prozessschritt erfolgen. 
  • Mit den beiden Elektro-Lichtbogenöfen kann die Voestalpine ab 2027 jährlich ca. 2,5 Mio. Tonnen CO₂-reduzierten Stahl produzieren, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und 850.000 Tonnen in Donawitz. Derzeit werden an beiden Standorten sechs bis sieben Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produziert.
  • Von der Investitionssumme über 1,5 Milliarden Euro entfallen etwa 70 Prozent auf Linz und 30 Prozent auf Donawitz.

Grüner Strom ist gesichert
Gesichert sei jedenfalls durch Lieferverträge bereits die Versorgung mit nachhaltig produziertem Strom, so Eibensteiner. Und auch die Rohstoffversorgung sei auf Schiene: Neben Schrott und flüssigem Roheisen ist im neuen Verfahren nämlich auch eine besondere Form von Eisenschwamm notwendig, nämlich HBI („Hot Briquetted Iron“). Dieses wird über eine Anlage in Texas (USA) bezogen, an der die Voestalpine seit dem Vorjahr 20 Prozent Anteile hält. Es gibt einen langfristigen Liefervertrag von jährlich 420.000 Tonnen HBI.

Ab 2030 werden weitere Hochöfen ausgetauscht
Die Kosten für die neuen Anlagen in den Werken Linz und Donawitz werden mit 1,5 Milliarden Euro beziffert. Bisher war „nur“ von einer Milliarde Euro die Rede. Eibensteiner begründet die markante Preissteigerung zum einen mit der allgemeinen Teuerung, zum anderen aber auch damit, dass Gebäude, Lager und Energieversorgung bereits für den zweiten Schritt ausgelegt werden: Denn nach 2030 sollen zwei weitere Hochöfen an den beiden Standorten gegen Lichtbogenofen getauscht werden.

Danach würde nur noch ein Hochofen in Linz übrigbleiben. Spätestens bis 2050 soll aber auch er stillgelegt und damit ein großes Kapitel österreichischer Industrie-Geschichte geschlossen werden.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele