CAS greift durch

Lange Sperre für Contador, Tour- und Giro-Titel weg

Sport
06.02.2012 12:25
Der Internationale Sportgerichtshof in Lausanne hat im Fall Alberto Contador einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln erkannt und den Spanier für zwei Jahre gesperrt. Bei dem Rad-Star war bei einer Kontrolle während der Tour de France 2010 die verbotene Substanz Clenbuterol nachgewiesen worden. Während sein Landesverband der Argumentation Glauben geschenkt hatte, die Substanz sei über ein Steak in seinen Körper gelangt, entschied der CAS nach einem Einspruch in dem am Montag veröffentlichten Urteil anders.

Nach Angaben des spanischen Verbandspräsidenten Juan Carlos Castano habe Contador auf das Urteil "ruhig, aber verärgert" reagiert. An Rücktritt denke er jedenfalls nicht, betonte wiederum Contadors Bruder und Manager Francisco. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) begrüßte im Gegensatz dazu das Urteil. "Der CAS traf die Entscheidung nach eingehender Prüfung der umfangreichen Beweise und mehr als 4.000 Dokumentenseiten. Dies zeigt wie gründlich und robust der Prozess war", hieß es. WADA-Präsident John Fahey sprach von einer angemessenen Entscheidung des CAS, die die Effektivität des Welt-Anti-Doping-Codes bestätigte.

Giro-Sieg 2011 fällt an Italiener Michele Scarponi 
Contador, der Doping stets bestritten hatte, wurde von dem dreiköpfigen Richtergremium jedenfalls bis zum 5. August 2012 gesperrt. Der 29-jährige Fahrer des dänischen Teams Saxo Bank fehlt damit bei der heurigen Tour de France und den Olympischen Spielen in London. Sein dritter Tour-Sieg 2010 wird ihm ebenso aberkannt wie alle weiteren seither erreichten Resultate, unter anderem der zweite Gesamtsieg im Giro d'Italia 2011. Auf den ersten Platz der Gesamtwertung der Tour de France 2010 rückt der Luxemburger Andy Schleck nach, der Giro-Sieg 2011 fällt dem Italiener Michele Scarponi zu.

"Beim Doping gibt's keine Gewinner"
"Das ist ein trauriger Tag für den Sport. Manche werden von einem Sieg reden, aber das ist nicht der Fall. Es gibt beim Thema Doping keine Gewinner. Jeder Fall ist ein Fall zu viel", sagte Pat McQuaid, der Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI, der gemeinsam mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gegen Contadors Freispruch durch den spanischen Verband Berufung eingelegt hatte. Das komplizierte Verfahren zog sich über 18 Monate hin. Contador hat 30 Tage Zeit, vor dem Schweizer Bundesgericht Berufung einzulegen, die aber keine aufschiebende Wirkung hätte.

2,5 Millionen Euro Geldstrafe
Die Richter teilten in der Begründung mit, den Einsprüchen von UCI und WADA sei "teilweise" stattgegeben worden und Contador habe sich eines Verstoßes gegen die Anti-Doping-Bestimmungen schuldig gemacht. Das CAS argumentierte, dass in Spanien anders als in außereuropäischen Ländern kein Problem mit Clenbuterol im Fleisch bekannt sei. Zudem wurde Contador in einem separaten Verfahren auf UCI-Verlangen zu einer Geldstrafe von 2,485 Millionen Euro verurteilt.

Bei dem Spanier, der als einer von nur fünf Fahrern alle drei dreiwöchigen Rundfahrten gewonnen hat, waren am 21. Juli 2010 minimale Spuren von Clenbuterol nachgewiesen worden. Der Radsport-Weltverband hatte wegen der geringen Konzentration auch wissenschaftliche Untersuchungen durchführen lassen. Contador wurde daraufhin suspendiert, im Februar 2011 von seinem Landesverband aber freigesprochen. Er durfte trotz des Einspruchs von UCI und WADA weiter Rennen bestreiten. Die Tour de France 2011 beendete er an der 5. Stelle.

Delgado: "Urteil völlig übertrieben"
In Contadors Heimat Spanien stieß das Urteil indes auf Unverständnis. Der Tour-de-France-Sieger von 1988, Pedro Delgado, kritisierte die Sperre. "Im Kampf gegen das Doping verlieren die Verantwortlichen die Orientierung. Das Strafmaß ist völlig übertrieben, wenn man bedenkt, dass das Gericht selbst zugibt, dass Contador das Doping nicht nachgewiesen werden konnte." Der Tour-Sieger von 2008, Carlos Sastre, meinte: "Das Urteil entbehrt jeder Logik. Man kann einen Profi nicht zu einer Sperre verurteilen, wenn ihm kein Doping nachzuweisen ist."

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