Einsatz endet früher
Kabul: "NATO und USA werfen alles über den Haufen"
"Die Transition wird im Verlauf des Jahres 2012 fortgesetzt und wir erwarten, dass die letzten Provinzen an die afghanischen Sicherheitskräfte bis Mitte des Jahres 2013 übergeben werden", sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Donnerstag in Brüssel vor Beginn eines Treffens der NATO-Verteidigungsminister. "Ab diesem Zeitpunkt wird sich die Rolle unserer Kampftruppen nach und nach von Kampfeinsätzen zur Unterstützung ändern", so Rasmussen.
Vorzeitiges Ende von US-Kampfeinsatz
US-Verteidigungsminister Leon Panetta hatte zuvor auf der Reise zu den NATO-Beratungen angekündigt, dass die USA ein Ende ihres Kampfeinsatzes am Hindukusch nun schon für nächstes Jahr anstrebten. Er hoffe, dass die US-Truppen "Mitte oder gegen Ende 2013" auf eine Berater- und Ausbilderrolle umschwenken könnten. Auch Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte kürzlich erklärt, dass die französischen Soldaten bis Ende 2013 abziehen sollen.
US-Geheimbericht: "Taliban bereiten Machtübernahme vor"
Doch die Ankündigungen, die Kampfeinsätze vorzeitig beenden zu wollen, kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Erst am Mittwoch war ein geheimer NATO-Bericht an die Öffentlichkeit gedrungen, wonach die radikalislamischen Taliban eine Machtübernahme in Afghanistan vorbereiten würden (siehe Infobox). Eine Rückkehr der Taliban wäre ein schwerer politischer Rückschlag für die internationale Gemeinschaft, die Milliarden dafür ausgegeben hat, die Taliban zu stürzen und ein demokratisches System in dem Land zu etablieren.
Afghanistan von Ankündigung überrascht
Afghanistan reagierte überrascht auf die Ankündigung Panettas. "Die Entscheidung, dies ein Jahr vorzuziehen, wirft die gesamten Planungen für die Übergangsphase über den Haufen", hieß es in afghanischen Regierungskreisen. Damit müssten alle Vorbereitungen drastisch beschleunigt werden. Die afghanische Regierung sei nicht im Voraus informiert worden.
Romney: "Das ergibt überhaupt keinen Sinn"
Panettas Vorstoß erntete auch Kritik von Obamas möglichem Gegner im Rennen um die Präsidentschaft, dem Republikaner Mitt Romney. "Warum in aller Welt präsentiert man den Leuten, gegen die man kämpft, den Tag des Abzugs auf dem silbernen Tablett?", erklärte er. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn."
Bisher war nur bekannt, dass die USA bis zum Herbst dieses Jahres 22.000 ihrer rund 90.000 Soldaten am Hindukusch abziehen wollen. Bis Ende 2014 sollten alle US-Truppen das Land verlassen haben, hieß es. Eine 2010 auf dem NATO-Gipfel von Lissabon beschlossene Strategie hatte zudem eine Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die afghanischen Kräfte bis Ende 2014 vorgesehen.
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