Medikamente, die im Gehirn wirken sollen, müssen viele Hürden überwinden, denn dieses Organ ist durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke besonders schwer zugänglich. Diese Schranke hat eine Schutzfunktion, indem sie das Eindringen von potenziell toxischen Substanzen in das Organ verhindert.
Forscher suchen daher bereits seit Langem nach Möglichkeiten, Wirkstoffe auf anderem Weg an ihr Ziel zu bringen. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie führten an ihren Versuchstieren Studien mit dem angstlösenden Neuropeptid S durch. Neuropeptide sind Proteine, die von Nervenzellen gebildet werden und dort auch unterschiedlichste Reaktionen auslösen können. Im Juni 2011 wurde bei Studien am Universitätsklinikum Münster ein Gen entdeckt, welches die Bildung des Neuropeptid-S-Rezeports beeinflusst (siehe Infobox).
Über die Nasenschleimhaut ins Gehirn
Die Arbeitsgruppe der deutschen Psychiaterin Ulrike Schmidt untersuchte nun, ob NPS über die Nasenschleimhaut ins Gehirn aufgenommen und dort auch erfolgreich wirken kann. In einer Reihe von Experimenten an Mäusen konnten die Wissenschaftler den Weg von über die Nase verabreichtem NPS bis in spezielle Nervenzellen verschiedener Hirnregionen sichtbar machen. Sie zeigten eine gezielte und hochspezifische Aufnahme der Substanz in die Gehirnzellen durch Bindung an den NPS-Rezeptor.
Der Effekt: Bereits 30 Minuten nach der Aufnahme über die Nasenschleimhaut erreichten geringe Mengen von NPS das Gehirn der Mäuse. Vier Stunden darauf entfaltete sich die Wirkung und die Mäuse zeigten sich tatsächlich weniger ängstlich.
Genaue Wirkung noch unklar
Der genaue molekulare Wirkmechanismus von NPS ist noch unklar, aber offensichtlich nimmt es Einfluss auf Signalübertragungswege zwischen Nervenzellen des Hippocampus im Gehirn. Die Forscher vermuten, dass NPS dämpfend auf bestimmte Signale dieses Emotionszentrums wirkt und dadurch weniger Angst empfunden wird.
"Unsere Ergebnisse öffnen die Tür zur Entwicklung zukünftiger Medikamente für Patienten mit krankhafter Angst auf der Basis von Neuropeptid S", sagte Schmidt. "Die einfache Anwendung und schnelle und direkte Wirkung durch einen angstlösende wirkenden Nasenspray könnte für viele Patienten mit Angststörungen wie Panikattacken und Posttraumatischer Belastungsstörung ein Segen sein", fügte sie hinzu.
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