Pachner im Interview

„Es geht darum, mit Erwartungen zu brechen“

Salzburg
27.08.2023 11:30
Valerie Pachner traf sich mit der „Krone“ auf einen Kaffee, den sie ausnahmsweise nicht mit der eigenen Kaffeekanne zubereitete.

Frau Pachner, Sie haben in einem Interview gesagt, der Öffentlichkeitsaspekt Ihres Engagements in Salzburg habe Sie ein wenig überrascht. Ist die viele Aufmerksamkeit denn wirklich so schlimm?

Nein, schlimm ist es nicht (lacht). Ich merke halt, dass es Schauspielerinnen und Schauspieler gibt, die das wirklich lieben. Für die dieser Aspekt vielleicht sogar im Vordergrund steht. Für mich ging es seit meinem Berufseinstieg immer mehr um das Spielen an sich. Aber es ist natürlich schon schön, wenn man von außen Anerkennung bekommt oder die Leute einen erkennen und bravo rufen, wenn man an ihnen vorbei radelt.

Gab es denn die eine oder andere grenzwertige Fan-Begegnung auch?

Nein, das nicht. Aber ich bin öfters im Nonntal unterwegs, einfach zum Spazieren. Und auf einmal rief jemand laut „Wir haben Sie auf der Bühne gesehen – bravo!“. Auch wenn ich mich weit außerhalb der Stadt zurückziehen will, passiert es immer wieder, dass Leute mich ansprechen.

Für ein ausgiebiges Dinner reichte es bei unserem Treffen nicht. Dafür ist Pachner momentan zu eingespannt. (Bild: Tschepp Markus)
Für ein ausgiebiges Dinner reichte es bei unserem Treffen nicht. Dafür ist Pachner momentan zu eingespannt.

Brauchen Sie diesen räumlichen Abstand zum Festspieltrubel?

Ja. Natürlich ist dieser Rummel um einen schon etwas Schönes, weil er sehr wohlwollend ist, aber trotzdem brauche ich dann wieder Zeit, um zu mir zu kommen. Ich bin ja nicht nur die „Buhlschaft“ und will dann schon auch wieder die private Person Valerie Pachner sein.

Haben Sie in dieser Zeit Lieblingsplätze in Salzburg oder Rituale für sich entdeckt?

Tatsächlich bin ich gerne in der Gegend Hellbrunn und Hellbrunner Allee. Dort liege ich dann ab und zu einfach nur so unter einem Baum. Ich bin zwar eigentlich eine leidenschaftliche Kaffeehaus-Gängerin, aber ich habe gemerkt, dass mir das doch ein bisschen zu viel wird mit dem Erkanntwerden und Angesprochenwerden. Für den Rest der Festspielzeit bin ich raus aus der Stadt an einen der Seen übersiedelt. Auch wenn ich Salzburg wirklich interessant finde. Es hat etwas unfassbar Schönes, aber auch etwas Morbides, Abgründiges. Alleine schon durch den Mönchsberg und die Schluchten. Mich fasziniert das.

An der Seite von Michael Maertens spielt sie bei den Festspielen im Jedermann. (Bild: LEONHARD FOEGER)
An der Seite von Michael Maertens spielt sie bei den Festspielen im Jedermann.

Sie arbeiten ja viel im Ausland, den USA unter anderem. Wie stellen Sie sich auf diese Ortswechsel ein? Ist das nicht anstrengend?

Ich habe für mich gemerkt, dass ich immer einen vollen Tag zwischen Anreise und Arbeitsbeginn brauche. Körperlich ist man ja schnell wo vor Ort, aber die Seele braucht ein bisschen mehr Zeit, das anzuerkennen. Ich habe zum Beispiel auch eine kleine Kaffeekanne und eine Tasse, die ich immer mitnehme (lacht). Das ist quasi mein Zuhause. Auch eine körperliche Betätigung, die man überall machen kann, hilft sehr. Zum Beispiel Yoga oder Laufen gehen.

Zur Person

Valerie Pachner wurde 1987 in Wels geboren und wuchs im Kurort Bad Schallerbach auf. Schon während ihrer Schulzeit entschied sich Pachner für das Fach „Darstellendes Spiel“. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Honduras begann sie ein interkulturelles Studium der internationalen Entwicklung in Wien, studierte zudem Germanistik und anschließend Schauspiel am Max Reinhardt Seminar. Sie hat ihren Hauptwohnsitz in Berlin.

Sie müssen sich auch innerhalb der heurigen „Jedermann“-Inszenierung schnell umstellen, da Sie zwei Rollen spielen. Wie funktioniert das?

Das ist zum einen ein bisschen Übung. Man erarbeitet die Figuren ja bereits im Probenprozess und weiß daher, wie die eine und wie die andere funktioniert. Und dann ist auch das Kostüm ausschlaggebend. Ich werde von vier Personen gleichzeitig umgezogen und geschminkt. Währenddessen sitze ich nur da, habe die Augen zu und wechsle in diesem Moment dann auch innerlich die Rollen. Aber das geht tatsächlich recht rasch, denn so einen schnellen Umzug hatte ich glaube ich noch nie.

Neben der Buhlschaft verkörpert Pachner im Hofmannsthal-Stück auch den Tod. (Bild: Tschepp Markus)
Neben der Buhlschaft verkörpert Pachner im Hofmannsthal-Stück auch den Tod.

Wie äußert sich dieser Wechsel der Rolle im Zusammenspiel von Ihnen und Michael Maertens (Jedermann)?

Ich merke schon, dass wir in diesem Stück unterschiedliche Beziehungen haben. In der Rolle der Buhlschaft lieben wir uns auf Augenhöhe und in der Rolle als Tod stehen wir uns mehr als Gegenspieler gegenüber. Da fordern wir uns dann auch ein bisschen mehr gegenseitig heraus. Der Tod ist ja auch viel dominanter. Dieser Gegensatz war für mich auch insofern interessant, weil an der Rolle der Buhlschaft so viele Assoziationen hängen, viele Frauenfragen und so weiter. Am Tod überhaupt nicht, da muss man nicht ständig hinterfragen, ob der auf Augenhöhe mit dem Jedermann ist oder nicht. Das hat mich im Spiel freier gemacht.

Wie schwer ist es Ihnen eigentlich gefallen, eine Rolle wie die Buhlschaft zu spielen? Diese Figur ist ja von vornherein schon mit recht vielen Klischees und Erwartungen behaftet?

Das war auch für mich neu, denn so eine Rolle habe ich vorher noch nie übernommen. Während der Proben gab es schon Momente, wo mich die vielen Anforderungen an diese Rolle sehr herausgefordert haben. Ich habe das dann aber eher als Spiel begriffen, sich damit auseinander zu setzen. Und außerdem geht es als Künstlerin nicht darum, Erwartungen zu erfüllen, sondern vielmehr darum, mit den Erwartungen zu brechen.

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