Beschuss in Laibach
Kriegsreporter 1991 getötet: Offiziere vor Gericht
Aus österreichischer Sicht das traurigste Kapitel des Jugoslawienkrieges: Zwei heimische Reporter wurden in Laibach unter tödlichen Beschuss genommen. 32 (!) Jahre später müssen sich die verantwortlichen Offiziere der ehemaligen Jugoslawischen Volksarmee nun vor Gericht verantworten.
Freitag, 28. Juni 1991: Zwei Tage nach Ausbruch des Zehn-Tage-Krieges in Slowenien brachten sich der Kriegsreporter Nick Vogel (Sohn des Schauspielerpaares Gertraud Jesserer und Peter Vogel) sowie sein Kollege Norbert Werner am Flughafen von Laibach in journalistische Stellung. Nach mehreren Luftangriffen am Vormittag und einem ausgemachten Waffenstillstand wagten sich die Reporter schließlich mit ihrem SUV auf das Rollfeld.
Panzer nahm Wagen von Reportern unter Beschuss
Ein fataler Fehler: Minuten später ging ein Raketenhagel über sie nieder, ein Panzer der Jugoslawischen Volksarmee hatte Vogel (24) und Werner (23) unter Beschuss genommen. Das Auto, das seitlich mit einem großen Presse-Aufkleber versehen war, wurde getroffen und ging in Flammen auf. Für die jungen Österreicher gab es keine Rettung. Die Reporter waren die ersten Journalisten, die im Zuge der letztlich mehr als zehn Jahre andauernden Jugoslawienkriege ums Leben kamen.
Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen: Denn jetzt, 32 Jahre später, wird den zwei damals verantwortlichen Offizieren der einstigen Jugoslawischen Volksarmee der Prozess gemacht. Die slowenische Staatsanwaltschaft in Krainburg erhob Anklage wegen Kriegsverbrechens nach der Genfer Konvention zum Schutz der Zivilbevölkerung. Der heute 72-jährige Danilo Radovanovic hatte als Kommandant der am Flughafen stationierten Panzereinheit den Befehl zum Abschuss erteilt, sein untergebener Offizier Sasa Ignjatovic auf den SUV der Österreicher gefeuert.
Dass es so lange gedauert hat, bis es zum Prozess kam, lag an der Heimat der Angeklagten. Trotz internationalen Haftbefehlen hatten die serbischen Behörden laut slowenischer Justiz bislang „wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt“. Und die mittlerweile betagten Ex-Offiziere haben wohl wissend ob der Haftbefehle die Heimat nie mehr verlassen.
Radovanovic nahm zumindest per Videokonferenz von einem Gerichtssaal in Belgrad aus am ersten Prozesstag teil. Wenngleich er sich keiner Schuld bewusst ist: „Dieses Presseschild hat niemand gesehen, und das gab es auch nicht. Es fielen genug Warnschüsse, dennoch fuhr das Fahrzeug weiter.“
„Ich erkenne dieses Gericht nicht an“
Zumindest stellt sich der Ex-Kommandeur den Vorwürfen - wenn auch aus der Ferne. Den mitangeklagten Ignjatovic interessiert der Prozess überhaupt nicht. Er verweigert seine Teilnahme mit den Worten des serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic einst vor dem Kriegsgericht in Den Haag: „Ich erkenne dieses Gericht nicht an.“ Nun sollen weitere Zeugen geladen werden.
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