Haft schon abgesessen

Trotz Verurteilung ist Täter jetzt ein freier Mann

Der Angeklagte (26) beim Prozess am Landesgericht Linz.

(Bild: zVg, Krone KREATIV)

Fortgesetzte Gewaltausübung und Vergewaltigung wurde einem 26-Jährigen beim Prozess am Landesgericht Linz vorgeworfen. Am Ende wurde er zu 24 Monaten Haft, acht davon unbedingt, verurteilt - und die hatte er bereits in der Untersuchungshaft abgesessen.

Die Vorwürfe gegen einen 26-Jährigen wogen schwer: Über eineinhalb Jahre lang soll er seine Freundin (20) immer wieder geschlagen, bedroht und vergewaltigt haben. Bis die Situation endgültig eskalierte und die Frau nach einem Streit am Stefanitag des Vorjahres nackt auf das Dach eines vierstöckigen Hauses in der Linzer Donaulände flüchtete. Die Feuerwehr rückte damals mit der Drehleiter an, um die 20-Jährige zu bergen. Ihr Freund wurde verhaftet und wegen fortgesetzter Gewaltausübung und Vergewaltigung angeklagt – Strafdrohung bis zu zehn Jahre Haft.

Psychologin erklärte Gutachten
Schon im April wurde der Fall am Landesgericht Linz verhandelt und vertagt, weil ein psychologisches Gutachten über die 20-Jährige erstellt werden sollte. Gestern wurde der Prozess fortgesetzt, der schmalschultrige Angeklagte erschien im schwarzen Anzug, die Haare feinsäuberlich mit Gel nach hinten gekämmt. Gleich zu Beginn kam die Sachverständige zu Wort, die das aussagepsychologische Gutachten erstellt hatte. Die klinische Psychologin erklärte, dass „die Aussagetüchtigkeit der Zeugin nicht vorliegt, sie keine glaubhaften Aussagen machen kann.“ Grund: Die Frau leide an einer massiv ausgeprägten Borderlinestörung, was dazu führe, „dass eine adäquate Wahrnehmung von Ereignissen nicht vorliegt.“

Täter ging als freier Mann
Aus diesem Grund wurde der Angeklagte vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Wegen schwerer Körperverletzung verurteilte der Richter den 26-Jährigen zu 24 Monaten Haft, acht davon unbedingt – das Urteil ist rechtskräftig. Da der Beschuldigte schon seit dem Stefanitag in Untersuchungshaft saß, musste er nach der Urteilsverkündung nicht mehr zurück ins Gefängnis.