Steirische Forscherin arbeitet Geschichte der Klauberinnen auf. Im Grazer Museum für Geschichte gibt es dazu eine Ausstellung.
„Das war auch eine Klauberin.“ Diesen Satz hat Kunsthistorikerin Karin Hojak-Talaber in ihrer Jugend in Eisenerz oft gehört. „Auch meine Großmutter war Klauberin, aber ich wusste lange nicht, was das bedeutet.“ Also begann sie vor rund zehn Jahren, die Geschichte dieser Frauen zu erforschen, die im Bergwerk am Erzberg wichtige Arbeit leisteten: „Mit der Einführung von Dampfbaggern und der verstärkten Verwendung von Dynamit verändert sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Arbeit am Erzberg. Das Erz wird nicht mehr direkt vor Ort von wertlosem Gestein getrennt, sondern in großen Sortieranlagen.“
Männer hatten Respekt vor Leitung der Frauen
Diese Arbeit übernahmen großteils Frauen: „Jo, deis woa gaunz sche a schware Oarwat“, erinnert sich Magdalena Krapf, eine der Klauberinnen, die Hojak-Talaber befragt hat. Doch warum waren es eigentlich Frauen, die diesen harten Job machten? „Sie waren kostengünstiger“, kennt sie die einfache Antwort. „In der Historie des Bergbaus werden diese Frauen nur im Nebensatz erwähnt, ich wollte, dass sie auch anerkannt werden“, erklärt die Kunsthistorikerin.
Warum haben diese Frauen also in diesem Job gearbeitet und wie war ihr Leben? „Es gab nicht viele Jobs, in denen man als Frau gut verdienen konnte. Also haben es viele Frauen gemacht, um das Familieneinkommen aufzubessern“, erklärt Hojak-Talaber. Und die Arbeit war hart: „Ocht Stund do sitzn und klauben woa jo furchtbor, die ocht Stund woan ja endlos“, erinnert sich Krapf. Und zum Klima in den Sortieranlagen sagt Emilie Goldgruber: „Die Handschua woan hoit immer, immer, immer koit.“ Bei den Männern im Betrieb waren die Frauen durchaus angesehen: „Sie hatten Respekt vor der Leistung der Frauen.“ Und die Klauberinnen haben sich nichts gefallen lassen. Magdalena Krapf erinnert sich an den Ruf der Frauen: „Wir woan recht vaschrian. Die Brecherweiber. Olle homs recht a Mundwerk kobt.“
Ein Stück steirische Emazipationsgeschichte
Dass Frauen so selbstbewusst aufgetreten sind, war zu der Zeit überhaupt nicht üblich: „Unbewusst haben die Frauen auch ein Stück weit zur steirischen Emanzipationsgeschichte beigetragen, weil sie kein Abziehbild bürgerlicher Vorstellungen von Weiblichkeit waren“, sagt Hojak-Talaber.
Gemeinsam gingen die Frauen durch dick und dünn: „Sie sind gemeinsam ausgegangen, waren tanzen und hatten Spaß“, weiß Hojak-Talaber. Aber sie standen auch in schweren Zeiten zueinander, wie sich eine Klauberin erinnert: „Manche Frau, die Kummer hatte, stand am Band und ihre Tränen kollerten auf die Steine. Wenn das eine andere sah, winkte sie ihr heftig, mit ihr zur Toilette zu gehen. Dort gab es dann Trost, Umarmungen und liebe Worte. Wir saßen ja doch alle in einem Boot.“
Kein Abziehbild von bürgerlicher Weiblichkeit
Und dieser Zusammenhalt blieb auch erhalten, als die technischen Neuerungen im Bergbau den Beruf der Klauberin ab 1967 obsolet machte: „Viele der Frauen blieben in Kontakt und waren auch stolz darauf, was sie als Klauberin geleistet haben“, sagt Hojak-Talaber.
Sie veröffentlichte ein Buch zur Geschichte der Klauberinnen und 2021 gestaltete sie in Eisenerz eine erste Ausstellung zum Thema: „Daraufhin haben sich viele ehemalige Klauberinnen und ihre Familien gemeldet und das Projekt ist gewachsen.“ Aktuell ist im Museum für Geschichte in Graz die erweiterte Ausstellung „Wir Klauberinnen“ zu sehen.
„Es ist schön, dass die Frauen endlich für ihre Leistungen gewürdigt werden“, sagt Hojak-Talaber. Und viele Klauberinnen würden die harte Arbeit auch wieder machen: „Wenn’s heute so wär wie damals, gangat i wieder aufi, a, obwohl i waß, was mi erwartet.“
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