Tiroler Energiechefs

Versagen eingeräumt, aber die satte Gage bleibt

Tirol
27.07.2023 14:00

Was bleibt vom Innsbrucker Sondergemeinderat zu den Strompreisen? Beschluss wurde ja am Ende keiner gefasst. Trotzdem hat die knapp vierstündige Sitzung viele brisante Details zu Tage gefördert.

Weil fast ausschließlich über’s Geld geredet wurde, kamen auch die Gehälter der Vorstände zur Sprache. Und da dürfte es so manchem der Zuschauer selbige verschlagen haben. Denn die sechs Vorstände von Tiwag und IKB kassieren laut Rechenschaftsbericht zusammen rund 2 Millionen Euro (!) pro Jahr ohne Boni. Auf die drei IKB-Vorstände entfallen dabei knapp 900.000 Euro. Einer der drei, nämlich Thomas Gasser, ist gleichzeitig Tiwag- und IKB-Vorstand, fungiert quasi als Mittelsmann zwischen beiden Aktiengesellschaften. Gasser leitet die Bereiche Erzeugung, Energiehandel, -wirtschaft und -Vertrieb und hätte wohl sehr gut Auskunft geben können über die Strompreisbildung.

Versagen ja, aber Verantwortung?
Damit er beim Sondergemeinderat dabei sein kann, hat Bürgermeister Georg Willi die Sitzung extra auf den spätestmöglichen Termin angesetzt, da sich Gasser im Urlaub befand. Dabei war er trotzdem nicht.

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Bild: Amir Beganovic)
Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi

IKB-Vorstand Helmuth Müller langweilte die zahlreich erschienen Zuschauer bei der Sitzung mit Allgemeinheiten zur Gesellschaft. Erst spät am Abend räumte er totales Versagen bei der Kommunikation der Strompreiserhöhungen ein. Wer von den Top-Managern übernimmt jetzt Verantwortung und zieht Konsequenzen? Bislang keiner.

Strompreis-Lawine offenbar kein Thema 
Müller und Beteiligungsreferent BM Willi treffen zwar in monatlichen Sitzungen zusammen, aber um die drohende Preislawine ging’s dabei offenbar nicht. Willi hätte den Vorstand anhalten können, eine Liste mit Möglichkeiten zur Strompreissenkung vorzulegen – auch wenn es das Unternehmen Geld kostet. Willi hätte auch die Offenlegung der Strompreis-Kalkulation verlangen können. Die Innsbrucker Kommunalbetriebe erzeugen nämlich 60% (!) ihres verkauften Stroms selbst – mit Kraftwerken, die teils längst ausfinanziert sind.

(Bild: Birbaumer Christof)

Wo die Stadt ansetzen könnte
Die IKB zahlen weiters an die Stadt eine Art Pacht für die Benützung von Stadtgrund für Leitungen etc. Würde darauf verzichtet, könnte der Strompreis sofort um einige Prozentpunkte gesenkt werden. Genauso könnte die Dividende in Höhe von 5 Mio. € zur Stützung des Strompreises verwendet werden. Dann würden alle in den Genuss dieser Förderung kommen und nicht nur einige wenige, wie dies bei der Subvention der IIG-Mieten der Fall war.

Kompetenzen aus der Hand gegeben
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die hoch bezahlten IKB-Manager einen Betriebsführungsvertrag mit der Tiwag abschlossen – mit dem Ziel, den Strom-Vertrieb der IKB unter alleinige Kontrolle der Tiwag zu stellen. Früher wurde dieser Vertrag befristet und dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht. In der Ära Willi wurde der Vertrag auf unbestimmte Zeit abgeschlossen, ein 25-jähriger Kündigungsverzicht unterschrieben und der Gemeinderat darüber nicht informiert.

Wenn Sparpotenzial gesucht wird, könnte Eigentümervertreter Willi ja einmal in der Vorstandsetage nachsehen, Huldigungsschreiben des Trios hin oder her. Für die Parteien im Wahlkampf wird dies alles wohl ein gefundenes Fressen sein!

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