Da verstummte sogar der wortgewaltige Wirt der Rauthhütte in der Leutasch (Tiroler Bezirk Innsbruck-Land), als er die neue Vorschreibung der Tiwag ab September in Händen hielt: Der Strompreis pro Monat hatte sich von 822 auf 3984 Euro erhöht.
Mit dem Doppelten hatte Andreas Rauth, Chef der gleichnamigen Hütte am Fuß der Hohen Munde, ja gerechnet – aber gleich eine fast fünffache Preissteigerung im Monat?
3984 statt wie bisher 822 Euro
Tatsächlich war auf der Rechnung als Teilbetragszahlung im November der bemerkenswerte Betrag von 3984 Euro (inkl. Umsatzsteuer) zu lesen. Bisher galt es monatlich nur 822 Euro zu berappen. Dabei hat Rauth noch dazu eine PV-Anlage am Hüttendach installiert. Vor diesem Hintergrund kam ihm der Betrag noch absurder vor.
Moderne Raubritter
Andreas Rauth machte seinem Ärger in der Folge in den sozialen Medien Luft und bekam unzählige zustimmende Reaktionen. Von modernem Raubrittertum war in den Kommentaren unter anderem die Rede. Doch auch in der Tiwag fielen die Postings auf, sodass sich am Freitagmorgen um 8 Uhr eine, wie Rauth sagt, „sehr freundliche“ Kundendienstmitarbeiterin telefonisch meldete. Die Auflistung sei verwirrend, meinte sie sinngemäß
Die monatliche Teilzahlung im September, wie es schwarz auf weiß in dem Schreiben steht und schwer misszuverstehen ist, beinhalte auch eine Nachzahlung aus dem Vorjahr. Die tatsächliche Vorschreibung ab Herbst betrage „nur“ rund 1500 Euro im Monat. Erleichterung machte sich breit - trotz immer noch enormer Preissteigerung!
Es meldete sich eine sehr freundliche Kundendienstmitarbeiterin, nachdem ich die Vorschreibung in sozialen Medien bekannt gemacht hatte.
Andreas Rauth, Wirt Rauthhütte
160 Prozent Preissteigerung
Softwarespezialist Ulli Huber aus Ginzling hat ebenfalls Post von der Tiwag bekommen. Ihm gelang das Kunststück, die Rechnung mit den unzähligen Einzelposten, über die viele stolpern, zu entschlüsseln. Die Preiserhöhung von fast 160 Prozent ließ sich nur schwer falsch einordnen.
„Womit ist eine solche Steigerung zu argumentieren?“, ärgert er sich. „Würde ich das meinen Kunden weitergeben, wäre ich verdammt rasch aus dem Rennen.“ Nur die Tiwag als ,Quasi-Monopolist’ könne sich diese Vorgangsweise erlauben. „Friss oder stirb – das ist hier das Motto“, meint Huber.
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