Teil 2 des „Steirerkrone“-Bäderchecks: Die Auster in Graz gehört zu den jüngsten Bädern der Steiermark - und zu den vielseitigsten. Hier treffen auch Bade-Kulturen friedlich aufeinander. Und man erinnert sich an Legenden wie „Jumping Gery“.
Lautes Kreischen empfängt einen, wenn man das Freibad der Auster betritt. Es kommt vom Kinderbecken und ist den Rutschen geschuldet, die hier Spaß für Groß und Klein garantieren. „Ich bin heute schon 100-mal gerutscht“, behauptet der sechsjährige Luis, und man ist sich nicht sicher, ob er da nicht ein wenig übertreibt. Im Nebenbecken ist das Kreischen atemloser, hat doch der Schwarm der 14-jährigen Lena gerade seinen ersten Sprung vom Zehn-Meter-Brett gewagt.
Der ist gut gelungen, wenn auch nicht ganz so professionell wie die Sprünge des legendären „Jumping Gerry“, der jeden Badetag mit einem Zehn-Meter-Sprung begonnen hat. Auf mehr als 2000 ist er gekommen.
Becken für Kleinkinder schrieb Geschichte
Ursprünglich war das Eggenberger Bad eine Einrichtung für Sportler und Schüler. Gebaut wurde es 1972 und 1973 nach den Plänen Herta Frauneder-Rottleuthners, die 1935 als erste Frau ein Architektur-Studium an der TU Graz absolvierte und sich auf Schwimmbäder spezialisierte. Ihr Anliegen war es, neben den sportlichen Aktivitäten auch einen Badebetrieb zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk lag auf Kleinkinderbecken, die bis heute nach ihren Ideen realisiert werden. Auch das Eggenberger Bad hat so eines, neben dem Kinderbecken, dem 50-Meter-Sportbecken und dem Becken zum Sprungturm.
All das gab es auch vor dem Umbau. Damals zierte noch eine Beton-Tribüne den Beckenrand, die nicht nur bei Sportevents genutzt wurde, sondern von den Badegästen gerne auch als Sonnenbank. Etwa von jenem Ehepaar, das über Jahrzehnte täglich kam, immer am gleichen Platz saß und nie ins Wasser ging. Die Bräune der beiden war tief - wenn auch sicher nicht gesund.
In den 1990er-Jahren war das Bad dann so baufällig, dass man eine Schließung erwog. Doch Petitionen der Badegäste verhinderten das. Das Bad wurde jedoch 2007 komplett abgerissen und stieg 2011 wie Phönix aus der Asche. Seitdem bietet die Auster einen Wellness- und einen Hallenbadbereich sowie ein Freibad, das alle Stückerln spielt - 2016 diente es sogar als Drehort für die „SOKO Donau“.
Genützt wird es heute hauptsächlich von Sportlern, Familien, Jugendlichen und Kindern. Es ist laut, und es ist bunt. Frauen in Burkinis sind ebenso zu finden wie Gäste, deren Badekleidung nur erahnbar ist. Auch wenn von beiden Seiten mitunter Beschwerden laut werden, ist das Eggenberger Bad dennoch ein kultureller Schmelztiegel, wo das friedliche Nebeneinander funktioniert.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.