Zwei junge Österreicher mit Vorstrafen griffen aus Langeweile zu einer Luftdruckpistole. Vom Balkon im 5. Stock eines Wohnhauses in Wien Simmering aus, zielten sie auf Passanten - und trafen. Einige Opfer haben türkische Wurzeln, auch zwei ältere Damen wurden verletzt. Der Richter fand klare Worte.
Sie drücken sich gewählt aus, sitzen in aufrechter Haltung auf der Anklagebank. Niemals würde man den zwei jungen Österreichern diese Tat zutrauen. Obwohl es nicht der erste Vorfall gewesen ist.
Die Angeklagten haben ein Waffenverbot
Beide haben eine Vorgeschichte mit mehreren Vorstrafen und auferlegtem Waffenverbot. Trotzdem griffen sie Ende Mai in Simmering in der Wohnung des Bruders eines der beiden Angeklagten erneut zu einer Waffe, konkret zu einer Luftdruckpistole. „Weil ihnen fad war“, führt der Staatsanwalt im Prozess im Wiener Landesgericht aus. Mit der Pistole schossen der 21- und der 23-Jährige abwechselnd vom Balkon in Richtung Bushaltestelle bei der Grillgasse auf der anderen Straßenseite.
Wir haben zu viel getrunken und dann hatten wir diese saublöde Idee.
Der Zweitangeklagte über die Straftat.
„Wir haben zu viel getrunken und dann hatten wir diese saublöde Idee“, sagt der Zweitangeklagte, der vor seiner Festnahme als Saison-Koch arbeitete. „In dem Moment fanden wir das lustig. Leider.“, sagt der andere. „Nein, das ist nicht lustig“, stellt Herr Rat kopfschüttelnd fest.
Die Schüsse „schnalzten“ Richtung Bushaltestelle
Das sehen auch die Opfer so. Denn mehrere Menschen, darunter einige mit türkischen Wurzeln, wurden durch die Schüsse verletzt: „Ich hab ein lautes Schnalzen gehört und einen Schmerz gespürt. Dann sah ich schon den roten Blutfleck auf der Schulter“, erinnert sich ein getroffener Passant. „Ich wurde im Brustbereich getroffen, dachte zuerst an einen Steinschlag“, berichtet ein weiteres Opfer von einer 2,5 mm tiefe Wunde im Brustbereich, die im Spital behandelt werden musste.
Weh tut mir der Fuß imma no. Des war a ganz a schöner Schlag. Allein trau i mi gar nimma raus.
Eine 84-Jährige sagte als Zeugin aus.
Getroffene Pensionistin traut sich seither nicht alleine raus
Bedrückend ist die Zeugenaussage der ebenfalls getroffenen Frau W., die mit der Tochter und deren Hund zum Tatzeitpunkt Gassi war. Die 84-Jährige wurde am Fuß getroffen: „Weh tut mir der Fuß imma no. Des war a ganz a schöner Schlag“, sagt die rüstige Dame im Wiener Dialekt. „I leb seit 60 Jahren in Simmering, aber des hab i no nie erlebt. Allein trau i mi jetzt gar nimma raus“, berichtet sie.
Richter: „Eine unfassbare Dummheit“
Verteidiger Andreas Strobl bestätigt die „Blödsinnigkeit der Aktion. Mein Mandant sieht das auch voll und ganz ein und ist reumütig geständig“, ersucht er den Einzelrichter um ein mildes Urteil. Dieser verurteilt den siebenfach vorbestraften Erstangeklagten zu 9 Monaten, den Koch zu 5 Monaten Haft. Zudem wurden beim Erstangeklagten zwei bedingte Entlassungen widerrufen: „Auf Leute aus dem Fenster zu schießen. Das ist wirklich eine unfassbare Dummheit“, sagt Herr Rat am Schluss der Verhandlung.
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