Er warf sein ganzes Leben für die Liebe weg, fasste der Anwalt eines jungen Mannes zusammen. Um Geld für seine in Kolumbien lebende Freundin zu beschaffen, zog ein Berufssoldat im Laufhaus eine Pistole. Nun kann er sich von seiner Karriere beim österreichischen Heer und seiner Lebensgefährtin - für vier Jahre - verabschieden.
„Wenn es nicht so tragisch wäre, dass hier die Zukunft eines jungen Menschen auf dem Spiel steht und wir ein Verbrechen zu verhandeln hätten, könnte man denken, dass wir in einem missglücktem Roman sind“, leitet der Verteidiger den Prozess gegen einen 23-jährigen Soldaten ein.
Der Traum von einer Juli-Hochzeit
Der eine glänzende Zukunft vor sich gehabt hätte: Medaillen, Auszeichnungen, am besten Weg zum Unteroffizier. Wäre da nicht die Liebe gewesen. Er unterstützte nämlich seine Lebensgefährtin in Kolumbien und ihre Familie mit Geld, wollte sie unbedingt nach Österreich holen. Eine Juli-Hochzeit war geplant.
„Ich wollte sie so schnell wie möglich bei mir haben“ - doch das Geld wurde knapp, weint der Bundesheerler vor Gericht in Wien. Was dann folgte, soll aus blinder Verliebtheit passiert sein. Er bestellte sich über eine Internetplattform in einem Etablissement in Wien-Ottakring eine Prostituierte. Der junge Mann sei davon ausgegangen, dass bei ihr ein paar Tausend Euro zu holen sein könnten.
„Gib mir das Geld oder ich töte dich!“
Mit vorgehaltener Pistole - einer Glock 17 - und an die Wand gedrückt forderte er: „Gib mir das Geld oder ich töte dich! Ich mache keine Witze“. Das hörte natürlich eine Kollegin der jungen Rumänin. Der Soldat flüchtete schließlich ganz ohne Beute, sieht sich nun mit einer Anklage wegen schweren Raubes konfrontiert.
Er hat seinen Beruf weggeschmissen, um seiner großen Liebe den Aufenthalt in Österreich zu ermöglichen. Hier sitzt ein nicht überlegt handelnder dummer junger Mann.
Verteidiger des jungen Berufssoldaten im Landesgericht Wien
„Er hat seinen Beruf weggeschmissen, um seiner großen Liebe den Aufenthalt in Österreich zu ermöglichen. Hier sitzt ein nicht überlegt handelnder dummer junger Mann“, richtet sich der Verteidiger an die Schöffen. Denn seinen Job beim österreichischen Heer hatte er wohl die längste Zeit - ein Disziplinarverfahren wurde bereits eingeleitet.
Tränen beim Angeklagten und im Zuschauerraum
Die rumänische Prostituierte erschien nicht als Zeugin vor Gericht. Was aber auch nicht notwendig war. Mit hängendem Kopf und unter Tränen schilderte der Angeklagte den „dummen“ Versuch an Geld zu kommen. „Ich wollte mich eigentlich bei der Dame persönlich entschuldigen, aber dann entschuldige ich mich bei meiner Familie für den Kummer, den ich ihnen zugefügt hab.“ Und der scheint groß zu sein. In den gefüllten Zuschauerreihen im Saal 203 hört man Geschniefe und Schluchzer von einer Mutter, die ihr Devotionalien umklammert hält, die sie vor sich aufgebaut hat.
„Das ist schon außergewöhnlich“, kommentiert der Richter das Verbrechen und seine Hintergründe. „Sie ist halt die Liebe meines Lebens“, schluchzt der 23-Jährige. Die er nun weitere vier Jahre wegen der nicht rechtskräftigen Haftstrafe nicht sehen wird ...
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