Landesrat Christian Stöckl ist seit Mittwoch in Polit-Pension. Im „Krone“-Interview spricht er über seine Zukunft, die schwarz-blaue Regierung und warum die Covid-Pandemie war der Tiefpunkt seiner 30-jährigen Karriere war.
„Krone“: Herr Stöckl, können Sie schon begreifen, dass Sie in Pension sind?
Christian Stöckl: Ja, weil immer klar war, dass nach dieser Periode meine politische und berufliche Laufbahn endet. Im Kopf ist daher lange klar, dass die Pension beginnt.
Was werden Sie machen?
Ich freue mich auf die Tatsache, dass ich nicht immer den Rucksack der Verantwortung herumtragen muss. Man kann ja auch im Urlaub nie richtig entspannen und muss erreichbar sein. Jetzt kann ich es mehr genießen mit meiner Familie etwa am Berg oder Meer zu sein.
Sie tauschen also den Politik-Rucksack gegen den Wanderrucksack?
Ganz genau. Ich freue mich auf die Freiheit, am Tag das tun zu können, was ich selbst will.
Sie waren rund 30 Jahre in der Politik in Führungspositionen. Was war besser, Bürgermeister oder Landesrat?
Politisch ist Bürgermeister sein schöner, weil es emotionaler ist und man näher bei den Menschen ist. Die Gemeindepolitik ist viel fairer als im Land oder im Bund. In der Gemeinde steht die Sache im Vordergrund und auch die Opposition trägt es mit, wenn es um die Sache geht. Nicht so wie auf Landesebene, speziell in den letzten Jahren, als die Opposition gar nicht an Lösungen interessiert war. Mehr bewirken kann man aber auf Landesebene.
Sie gelten als Sparfuchs, haben die Schulden des Landes halbiert. Man wirft ihnen aber vor, etwa den Gesundheitsbereich kaputt gespart zu haben.
Das ist ein Lüge. Wenn die Opposition das immer wieder predigt, glauben sie, dass sie Wählerstimmen gewinnen. Ich habe nie das Streben der Opposition gesehen, dass sie sich informieren und Lösungen bringen. 2013 hatte das Gesundheitsbudget 680 Millionen Euro, 2023 schon 1 Milliarde. Es wurde jährlich um das zwei- bis dreifache der Inflation aufgestockt. Da kann ich ja nicht sagen, wir haben da eingespart.
Ein Teil dieser Opposition ist jetzt in der neuen Regierung, wie sehen Sie das?
Ich habe Untergruppen der Verhandlungen vorbereitet. Und das Regierungsprogramm enthält alles, was ich mir vorgenommen habe. Würde ich weitermachen, wäre es genau dieses Programm. Auch von den Freiheitlichen sind gute Dinge eingebracht worden, etwa bei der Vorsorge-Stärkung.
Haben Sie im Gesamtblick ein gutes Gefühl?
Ja, weil ich gesehen habe, dass es sehr konstruktiv abläuft, alle sind voll motiviert.
Mit welchem Nicht-ÖVP-Politiker haben Sie am liebsten gearbeitet?
Mit meiner ehemaligen Halleiner Vizebürgermeisterin Astrid Stranger und mit Walter Ebner. In der Landesregierung mit allen. Mit Hans Mayr sowieso, auch mit Astrid Rössler und Martina Berthold. Am besten hat es mit Heinrich Schellhorn funktioniert.
Was war der Höhepunkt in ihrer politischen Laufbahn?
Da gibt es drei: Als Bürgermeister die Stadt Hallein finanziell zu sanieren und dann gestalten zu können. Dann als ich 2015 beim Rechnungsabschluss das erste Mal nach dem Finanzskandal einen Überschuss verkünden konnte. Und drittens im Gesundheitsbereich, die Erkenntnis, dass es gelungen ist, die Herausforderung der Pandemie zu meistern und den Bereich zu vernetzen.
Der Tiefpunkt?
Eindeutig die Erlebnisse in der Pandemie, wo es politisch auseinander gedriftet ist und Gräben entstanden sind. Da ist viel Unfaires gekommen. Wir mussten unsere Büros abschotten, da Mitarbeiter in Gefahr waren. Es wurde politisches Kleinholz gemacht.
Sie standen auch in der Kritik bei der Chat-Affäre und der Hallein-Connection.
Ich stehe zu meinem Chat, dass ich nicht viel vom Bürgermeister halte, weil er eine peinliche Rede gehalten hat. Der Rest ist nicht in meiner Verantwortung. Und dem Amtsleiter zu empfehlen, dass er Dienst nach Vorschrift machen soll, um nicht angreifbar zu sein, ist nicht verwerflich. Er ist ja von Anfang gemobbt worden. Und bei Hallein Connection: Wenn ich überzeugt bin und es verantworten kann, dass derjenige es gut machen könnte, dann schreibe ich eine Empfehlung.
Aber nur für ÖVP-nahe Personen.
Nein, für alle.
Würden Sie noch einmal Politiker werden?
Mit dem heutigen Wissen würde ich Kommunalpolitik wahrscheinlich wieder machen. Aber würde es mir dreimal überlegen, ob ich in eine höhere Eben gehe. Auf jeden Fall würde ich nicht mehr alle Termine selbst wahrnehmen um mehr Zeit für meine Familie, insbesondere für meine Frau zu haben.
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