Industrie-Präsident

Georg Knill: „Habe Sorge wegen Herbst-Lohnrunde“

Wirtschaft
03.06.2023 08:00

„Krone“-Interview mit Industrie-Präsident Georg Knill über die Inflation, den Klimawandel und die Technologie-Offenheit. Er hält es für einen Fehler, wenn die Politik eine bestimmte technische Lösung im Kampf gegen die Klima-Krise vorschreiben möchte. 

Georg Knill, 50, der Präsident der Industriellenvereinigung, ist ein optimistischer Typ. Als erfolgreicher Unternehmer (2300 Beschäftigte, der Familienbetrieb schafft 440 Millionen Euro Umsatz und ist in 16 Ländern tätig) ist er gewohnt, Probleme zu lösen und nicht zu jammern.

Dennoch bewegt ihn im „Krone“-Interview mit dem stv. Chefredakteur Georg Wailand ein Thema besonders: „Die Lohnverhandlungen im Herbst erfüllen mich mit Sorge. Wir hatten für das Vorjahr schon Abschlüsse mit Erhöhungen von zuletzt 9,9 Prozent in der Elektroindustrie, in anderen Fällen gab es Lohnerhöhungen bis zu 18 Prozent - wie soll das im Herbst werden?“

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Eine Senkung der Mehrwertsteuer wäre nicht sinnvoll, das ist die Gießkannen-Methode.

Georg Knill

Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr
In Deutschland hat man das mit einer Einmalzahlung von 3000 Euro für alle und dafür einer Erhöhung um 5,5 Prozent sowie einer Laufzeit von 24 Monaten geregelt. In Österreich ist jedoch die Inflationsrate mit 8,8 Prozent immer noch deutlich höher als in Deutschland, dort beträgt sie 6,1 Prozent. Eine neuerliche „hohe“ Lohnrunde könnte Österreichs Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.

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In der Industrie arbeiten in Österreich eine Million Menschen mit gut bezahlten Jobs.

Georg Knill

Bislang ist es der Industrie bei uns sehr gut gelungen, durch die Krise zu kommen. Knill: „Vergessen wir nicht: In Österreich arbeiten in der Industrie rund eine Million Menschen, das ist ein Viertel aller unselbstständigen Erwerbstätigen. Eine Milliarde mehr Exportumsatz sichert 6000 zusätzliche Arbeitsplätze.“

Was die Klimafrage angeht, zeigt sich Knill optimistisch: „Wir werden auch dieses Problem lösen - und zwar mit der richtigen Technologie. Die Politik war noch nie gut beraten, eine bestimmte Technologie festzulegen. Es geht um eine Lösung - und nicht um ein ideologisches Ziel.“

Kritik an Letzter Generation
Die Aktionen der Letzten Generation mit dem Festkleben sieht Knill kritisch: „Ich verstehe die berechtigte Sorge, aber wir sind bei der Lösung doch schon einige Schritte weiter: Wir lösen das Problem. Darum sage ich zu den jungen Aktivisten: Wir brauchen euch in den Betrieben, nicht auf der Straße.“

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Ich sage zu den Aktivisten der Letzten Generation: Wir brauchen euch in den Betrieben, nicht auf der Straße.

Georg Knill

Bei den Maßnahmen, um den CO2-Verbrauch entscheidend zu reduzieren, sei Österreich gut unterwegs. Knill: „Stahl, Papier, Zement - in diesen kritischen Branchen sind Österreichs Betriebe vorbildlich unterwegs. So schwierig das auch in der Praxis ist, wir sind auf einem guten Weg.“

Sehr scharf wird der Unternehmer, wenn es um die gelegentlich geforderte Verkürzung der Arbeitszeit geht: „Das ist eine völlig illusorische Diskussion, die an der Realität vorbeigeht. Eine Verkürzung auf 32 Stunden bei aliquotem Einkommen würde auf die Lebensarbeitszeit umgerechnet zu einem um 200.000 bis 300.000 Euro geringeren Einkommen führen. Wissen das die Leute nicht, sagt ihnen das niemand?“

„Unser Markt ist die ganze Welt“
Was das Freihandelsabkommen Mercosur anlangt, ist Knill ganz offen: „Ich weiß, dass die ,Kronen Zeitung‘ dem sehr kritisch gegenübersteht, mein Argument ist, dass offene Märkte mehr Chancen bringen. Bei dem Abkommen mit Kanada hat man auch lange verhandelt, inzwischen ist der Handel dorthin stark gestiegen. Unser Markt ist die ganze Welt.“

Ob das die heimischen Bauern auch so sehen, die sich vor dem Billigimport von Fleisch fürchten? Knill konzentriert sich mehr auf Hightech: „Schauen Sie, wir haben mit unseren Entwicklungen derzeit in Saudi-Arabien und in Mexiko große Erfolge, in jedem Tesla sind Teile von uns eingebaut, wir setzen auf Innovation. Wir sind bei Offshore-Parks genauso dabei wie bei einer Energiespeicherfabrik.“

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