„Krone“-Interview

Darum gibt‘s von Jaissle kein klares Bekenntnis

Salzburg
28.05.2023 08:00

Red Bull Salzburgs Trainer Matthias Jaissle spricht vor dem letzten Heimspiel gegen Austria Klagenfurt über den Reiz der Bundesliga, seine Lust auf eine dritte Saison in der Mozartstadt und die mentale Belastung während der Saison.

„Krone“: Zweifacher Meister-Trainer. Wie klingt das, Herr Jaissle? 
Ich bin mächtig stolz auf die Mannschaft und den Verein. Den Titel in dieser Saison an Land gezogen zu haben, es ist der zehnte für den Verein in Folge, ist etwas sehr Spezielles. Das große Highlight folgt jetzt am Sonntag mit der offiziellen Feier. Schöner hätte die Saison nicht enden können.

Was löst so ein Titel emotional in Ihnen aus? 
Es war die pure Freude, ein Stück weit aber auch Erleichterung. Der Druck war in diesem Jahr sehr hoch, die Ansprüche an uns auch. Wir im Trainerteam haben die Erwartungshaltung zudem selbst hochgeschraubt. Es so zu meistern, ist nicht selbstverständlich, daher ist er schöner als mein erster Meistertitel mit Red Bull Salzburg.

Wie muss man sich Matthias Jaissle bei einer Meisterfeier vorstellen? 
Wir haben den Abend nach dem Titelgewinn zusammen genossen, der Freude freien Lauf gelassen. Ich habe mich da aber sehr gut im Griff und weiß, was ich vertrage.

Wer ist Partytiger Nummer eins im Team? 
Christoph Freund (lacht), auch Atze (Alexander Walke) ist weit vorne.

Partytiger Christoph Freund (Bild: GEPA pictures)
Partytiger Christoph Freund

In der Liga gibt es erneut den Titel, im Cup kam das Aus im Viertelfinale, im Europacup war im Play-off der Europa League Endstation. Welche Note geben Sie dem Team und warum? 
Ich möchte keine Note vergeben, weil ich kein Lehrer bin. Ich bin aber sehr zufrieden mit der Saison. Wenn man alles berücksichtigt, auch sieht, womit wir konfrontiert waren, dann ist es eine sehr starke Saison gewesen. Wir spielen die drittbeste in der Vereinsgeschichte - mit dem jüngsten Kader. Das muss ich schon immer wieder dazusagen. Dazu hatten wir zwischenzeitlich eine zweistellige Anzahl an Verletzten. Es kam einiges zusammen.

Was war Ihre größte Errungenschaft diese Saison? 
Mir treu und authentisch geblieben zu sein. Diese kritischen Phasen haben mich reifen lassen und zugleich ge- und bestärkt. Diese Saison war eine coole und wichtige Erfahrung mit Blick auf meine hoffentlich noch langanhaltende Trainerkarriere. Das zweite Jahr gilt oft als schwieriger - das war es tatsächlich. Die Jungs haben Charakter gezeigt, auch das komplette Team hinter dem Team hat tolle Arbeit geleistet.

Womit hatten Sie am meisten zu kämpfen? 
Ich musste akzeptieren, dass ich nicht alles beeinflussen kann. Ich habe gelernt, den Fokus auf jene Dinge zu richten, die man beeinflussen kann.

Welcher Moment in dieser Saison war besonders erfüllend? 
Den Titel zu holen war Erfüllung! Es war das große Ziel im Verein, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Erfüllend ist es aber auch, Spieler zu entwickeln. Wenn man sieht, dass man an der Stamford Bridge einen Punkt holt, dann ist auch das die pure Erfüllung!

Haben Sie jemals an sich oder der Mannschaft gezweifelt? 
Nein, den Moment gab es in der Tat nie! Ich habe gewusst, dass es eine riesige Challenge wird. Die wurde im Laufe der Saison noch größer. Nicht, weil wir geschwächelt hätten, sondern weil Sturm Graz eine überragende Saison gespielt hat und wir eine zweistellige Verletztenanzahl hatten.

Zwei Meistertitel, ein Cupsieg, einmal Champions-League-Achtelfinalist. Wie schnell gelangt man in Österreich an den Zenit? 
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass wir mit Salzburg absolut am Limit unterwegs sind und waren. Es stellte sich schon die Frage, ob nach dem Double und der K.o.-Phase in der Champions League im ersten Jahr noch mehr geht. Das im zweiten Jahr so zu bestätigen, war für den Verein und mich eine geile Herausforderung, die ich unbedingt annehmen wollte. Aus meiner Sicht haben wir die Premierensaison bestätigt - ich schätze die zweite aufgrund der Widrigkeiten sogar noch höher ein.

Verliert die Bundesliga im Laufe der Zeit an Reiz? 
Nein, definitiv nicht! Das hat man jetzt auch gesehen, die Konkurrenz wird deutlich stärker. Ich habe es von mehreren Seiten gehört, dass gerade in den letzten zwei, drei Jahren sich richtig was getan hat. Für mich war das die beste Meisterrunde seit langem, vielleicht die beste seit es diesen Modus gibt . Es rückt alles noch mehr zusammen, was gut für die Liga ist. Das Ansehen des österreichischen Fußballs nimmt mehr und mehr zu.

Wie groß ist die Lust auf eine dritte Saison hier? 
Die Lust ist groß! Ich habe Vertrag und schon mehrfach betont, dass ich mich im Verein und in der Stadt sehr wohl fühle. Mein Vertrag geht noch zwei Jahre.

Zeugwart Hakan Efe verpasste Trainer Matthias Jaissle eine Bierdusche, als die Meisterschaft fixiert war. (Bild: Tröster Andreas)
Zeugwart Hakan Efe verpasste Trainer Matthias Jaissle eine Bierdusche, als die Meisterschaft fixiert war.

Fans erwarten sich Klartext – ein klares Bekenntnis zu einem Verbleib fehlt. Warum? 
Weil ich keinen Karriereplan habe. Der würde bedeuten, dass ich weiß, wo ich mich in sechs, acht oder zwölf Monaten sehe.

Mag sein, aber Sportboss Christoph Freund hat kürzlich klar gesagt, dass es keine Angebote für Sie gibt und er mit keinem Klub über einen Wechsel gesprochen hat. Können Sie das von sich und Ihrem Berater auch sagen? 
Wie gesagt, da werde ich immer wieder gebetsmühlenartig auf meine Antwort zurückgreifen, weil ich damit sehr gut gefahren bin und damit auch weiter gut fahren werde. In diesem Business ist es ganz normal, dass da Vereine ins Rennen geworfen werden. Ich kommentiere das aber bei meinen Jungs nicht und bei mir auch nicht - trotz aller Hartnäckigkeit.

Zwei Spiele stehen noch aus. Ihre Ziele dafür? 
Wir wollen das Spiel gegen Klagenfurt erfolgreich gestalten, uns in bester Manier von den Fans verabschieden. Dasselbe gilt für das Spiel in Wien.

Wie sehr war diese Saison eine mentale Belastung? Wie groß ist die Vorfreude auf den nahenden Urlaub? 
Sie war gerade in der Schlussphase sehr intensiv und emotional. Es war Druck auf dem Kessel, daher freue ich mich sehr auf den Urlaub. Zumindest für ein paar Tage blendet man dann den Fußball so gut es geht aus und sammelt Kräfte, um energiegeladen in die neue Saison zu starten.

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