Der Galinawald ist nach der Bändigung des gleichnamigen Wildbachs entstanden und heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Verschiedene Pfade führen durch diesen eindrücklichen Naturraum
Es gibt sie noch - die stillen Wege. Besonders, wenn das Wetter sich irgendwo zwischen Regen und Wolkenverhangen einpendelt, findet man sich allein auf diesen Pfaden und scheinbar allein in einer rauschenden, üppig wuchernden Natur. Es sind Momente der perfekten, inneren und äußeren Ruhe.
Der Galinawald liegt zwischen Beschling und den Parzellen Motten, Mariex und Heimat in der Gemeinde Nenzing und ist ein beliebtes Erholungsgebiet. Wie so viele andere Flur- oder Ortsnamen in Vorarlberg geht auch die Bezeichnung „Galina“ auf ein rätoromanisches Wort zurück und bedeutet soviel wie „verstaudetes, verbuschtes Gelände (ohne wirtschaftlichen Ertrag)“. Durch den Wald fließt der gleichnamige Galinabach, der früher als einer der größten Geschiebebringer an der Ill berüchtigt war.
Die 1905 gegründete Wildbach- und Lawinenverbauung des Landes widmete sich diesem Fließgewässer daher besonders eingehend und noch heute gilt das Gebiet als Musterbeispiel für eine erfolgreiche Verbauung bzw. Sicherung von Wildbächen. Seit den Eingriffen kam es meist nur noch zu kleinräumigen Überschwemmungen, weshalb sich im Laufe der Zeit im Bereich des Baches ein Wald entwickeln konnte. Zuvor dominierte das namensgebende Buschwerk mit vereinzelten Stauden, Haselsträuchern und ähnlichen Gewächsen.
Typ: ausgedehnter Wald/Wiesenspaziergang
Dauer: ca. zwei Stunden
Ausgangspunkt: kleiner Wanderparkplatz Galinawald
Ausrüstung: Laufschuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung
Einkehrmöglichkeiten: in Nenzing oder Frastanz vorhanden
Mehr Informationen zum Galinawald unter: www.galinawald.at
Vogelgezwitscher und das Rauschen des Baches
Die Wälder rund um die Gemeinden Frastanz und Nenzing wachsen zum Großteil in steiler Lage und sind daher schlecht begehbar. Eine Ausnahme bildet da der Galinawald am Fuße des Galinakopfs (2198 Meter). Die Gemeinde hat in Zusammenarbeit mit der Agrargemeinschaft einen Fitnessparcours sowie einen Waldlehrpfad errichtet, der Kneippverein Nenzing betreibt zudem ein Kneippbecken sowie eine Grillstelle. Es gibt drei ausgeschilderte Wander- und Spazierrouten, die direkt vom kleinen Waldparkplatz aus starten.
Wer etwas „weiter hinaus“ möchte, der folgt zunächst dem Waldlehrpfad und orientiert sich dann an den Wegweisern in Richtung Halden/Motten (gelb-weiße Markierung). Zunächst geht es parallel des Galinabachs entlang, welcher schließlich via einer Brücke gequert wird. Ein kurzes Stück führt der Pfad danach bergan durch den Wald, bevor man aus den Baumreihen auf eine steile Lichtung tritt. Das Rauschen des Baches ist hier bereits nur mehr eine Ahnung, an seine Stelle tritt Vogelgezwitscher, ansonsten ist es ruhig.
Feuchtwiesen sind Orte voller Leben
Nun folgt man der Forststraße auf die Anhöhe, von der sich einem schöne Ausblicke Richtung Nenzing und Richtung Frastanz eröffnen. Man passiert einen einzelnen Bauernhof, ehe man auf ein kaum befahrenes, schmales Sträßchen wechselt. Sacht ansteigend geht es nun geradeaus nach Halde. Dabei kommt man auch an kleinflächigen Feuchtwiesen vorbei. In Mitteleuropa zählen diese Naturräume zu den artenreichsten Biotopen. Es handelt sich dabei meist um sogenannte Halbkulturformationen, die durch menschliche Nutzung infolge der landwirtschaftlichen Produktion von Streu und Futter entstanden sind.
Die Pflanzendecke der nährstoffreichen Feucht- und Nasswiesen wird im Wesentlichen von Gräsern und einem mehr oder weniger hohen Anteil krautiger Pflanzen gebildet. Die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt in diesen Habitaten resultiert aus verschiedenen Standortfaktoren wie Bodenfeuchte, Höhe und Schwankungen der Wasserstände, Nährstoffangebot und Intensität der Nutzung. Leider gehen aufgrund intensiver Düngung und Bewirtschaftung immer mehr dieser wertvollen Flächen verloren. Viele Arten der Feuchtgebiete sind daher in diversen Roten Listen in Österreich, Deutschland und der Schweiz aufgeführt.
Das Weiße Waldvöglein, auch Bleiches Waldvöglein oder Breitblatt-Vöglein genannt, gehört zur Familie der Orchideengewächse. Die Pflanze besiedelt hauptsächlich lichte bis dunkle Laub-, Nadel- und Mischwälder auf trockenen bis frischen Böden. Mitunter ist sie auch in Gebüschen und auf Halbtrocken- und Trockenrasen zu finden. Die vegetative Vermehrung (ungeschlechtliche Vermehrung) erfolgt durch Wurzelsprosse. Die Pflanzenwurzel bildet eine Symbiose mit einem Pilz und wird durch diesen über längere Zeit ernährt. Erst im neunten Jahr wird das erste Laubblatt ausgebildet, im zehnten Jahr beginnt die Blühreife, die Blütezeit
Spaziergang am Seeufer
Von der idyllisch gelegenen Parzelle Halde geht es schließlich denselben Weg retour, wobei man auch die Möglichkeit hätte, bis nach Frastanz weiterzuwandern. Abschließend lohnt sich jedenfalls noch ein Abstecher zum Galinasee. Bei dem von Auwäldern umwachsenen Gewässer handelt es sich um einen renaturierten Baggersee. Der Ostteil wird von Fischern genutzt, im westlichen Teil wurde eine großzügige Naturzone eingerichtet.
Dort gedeihen im Bereich der Flachwasserzonen ausgedehnte Schilf- und Rohrkolbenröhrichte. Im Galinasee konnte auch das Vorkommen der beiden stark gefährdeten Pflanzen „Flut-Schwaden“ und „Gewöhnlicher Froschlöffel“ nachgewiesen werden. Ein Spaziergang am Seeufer ist ein schöner Ausklang dieser entspannten Wanderrunde.
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