Immer weniger steirische Feuerwehren veranstalten noch Zeltfeste und andere große Events. Das Risiko ist zu groß. Auch steirische Partybands sind betroffen. Eine neue Hymne soll nun wieder Lust aufs Feiern machen.
Während die Einsatzbereitschaft der steirischen Feuerwehren ungebrochen ist, ziehen sich die Florianis immer häufiger als Veranstalter zurück. Corona hat die traditionellen Feuerwehrfesten zwei Jahre lang ausgesetzt. Ein Revival der beliebten und stimmungsvollen Blaulicht-Events ist nicht in Sicht.
„Viele können sich das nicht mehr leisten“
„Es wird Jahre dauern, bis wir annähernd dort sind, wo wir vor Corona waren“, ist sich der Voitsberger Bezirksfeuerwehrkommandant Christian Leitgeb sicher. Er kennt auch die Gründe: „Wenn alles teurer wird, können wir uns das Veranstalten und die Menschen den Besuch nicht mehr leisten“.
Der Weststeirer organisiert mit ehrenamtlichen Helfern den Landesfeuerwehr-Leistungsbewerb am 23. und 24. Juni in Köflach und bilanziert die Nöte. „In den Lockdowns hat Freizeit einen anderen Stellenwert bekommen und damit werden freiwillige Helfer rar. Zudem knebeln uns die Behörden mit gewaltigen Veranstaltungsauflagen. Was immer passiert und nicht eingehalten wird, der Kommandant haftet. Und die jüngeren Kollegen wollen das nicht mehr und lassen lieber die Finger davon“.
Neue Hymne soll helfen
Um das Comeback der Feuerwehrfeste zu befeuern, hat Leitgeb die Hymne „Retten, löschen, bergen“ eingesungen. Für die Umsetzung des Partysongs wurde der „Granaten“-Musiker David Traumüller in die „Sirenencombo“ geholt, der selbst auch Oberbrandinspektor der FF Ligist ist.
Dieser Partysong soll die Kameradschaft und das Miteinander anheizen, aber auch die Veranstaltungen wiederbeleben, wünscht sich der leidenschaftliche Feuerwehrmann: „Die Feuerwehren sind beliebte und zuverlässliche Veranstalter, quasi eine Einser-Bank! Mit den Granaten habe ich größtenteils nur auf Feuerwehrfesten gespielt. Ohne Feuerwehrfeste hätten wir nicht überleben können“.
„Wir wollen nicht nur für die Musik arbeiten“
Die Teuerung treibt auch die Musikergagen und Technikkosten gehörig an, die auf die Einnahmen aus der Veranstaltung drücken. Dabei geht es darum, zu finanziellen Mitteln für den Kauf von Ausrüstung zu kommen.
„Wenn du nur mehr für die Musik arbeitest und läufst, hört sich das Veranstalten auf“, bringt es ein oststeirischer Feuerwehrkommandant auf den wunden Punkt. Statt Zeltfeste mit teuren Stars gibt es heuer einen Wandertag, „wo wir auch einen schönen Gewinn gemacht haben“. Andere setzen auf Fetzenmärkte, Frühstücksaktionen und Leistungsbewerbe, um risikolos den Durst auf Unterhaltung zu löschen.
Wie akut die Feuerwehren als beliebte Organisatoren von Zeltfesten, Open Airs und Hallenfesten ausfallen, liest „Alpenyeti“ Mario Reitbauer aus seinem mau gefüllten Terminkalender. „Vor Corona haben wir bei 50 Feuerwehrfesten gespielt, heuer sind es knapp 20. So schlecht war es noch nie“. Dabei hat sich der Musiker auch mit einem eigenen Feuerwehrsong bei den Einsatzorganisationen ins Gerede gebracht. „4.500 Feuerwehren habe ich angeschrieben, doch die erhofften Buchungen blieben aus“ sagt der Musiker enttäuscht, dem beim letztwöchigen Feuerwehrwehrfest in Maria Enzersdorf das Schaudern kam.
„Das Fest wurde nach einer Messerstecherei angebrochen, die Polizei räumte das Zelt. Die Gesellschaft hat sich gravierend verändert und damit auch das unbeschwerte Feiern“, sagt Reitbauer. „Mittlerweile verlangen die Feuerwehren von mir, dass die Musik die Haftung für die Veranstaltung übernehme, dazu auch gleich die Organisation und die Werbung“, spricht Mario Reitbauer die brandaktuelle Entwicklung an, die in der Musikbranche die Sirenen heulen lässt.
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