Anbieter wechseln

Wien hat Karten für Leihscooter neu gemischt

Wien
19.04.2023 09:28

Wiens neue - strengere - Regeln für E-Scooter werfen ihre Schatten voraus: Die türkisfarbenen „Tier“-Roller werden aus dem Stadtbild verschwinden, dafür bekommt ein neuer Anbieter seine erste Chance.

Die Entscheidung, wer künftig in Wien E-Scooter verleihen darf, ist gefallen: Vier Firmen haben laut internen Informationen, die der „Krone“ vorliegen, die Anforderungen der städtischen Ausschreibung erfüllt. Nicht dabei: der deutsche Anbieter Tier Mobility, dessen türkise Roller damit nach vier Jahren aus Wien verschwinden werden. Erstplatzierter in der Ausschreibung ist dafür ein Neuling: die Firma Voi, die offenbar mit ihrem Sicherheitskonzept überzeugen konnte.

Schwedischer Anbieter „Voi“ kommt neu nach Wien

Die Stadt gibt mit Voi einem neuen Scooter-Anbieter eine Chance. Überzeugen konnte die schwedische Firma offenbar mit zweierlei: Sie konnte auf Erfolge in Oslo verweisen, wo zuletzt ähnliche Regeln eingeführt wurden, wie sie nun Wien plant. Außerdem macht sich das Unternehmen für Verkehrssicherheit stark - etwa mit einer eigenen Fahrschule, Preisnachlässen für langsames Fahren und spielerischen Reaktionszeit-Tests auf den Scootern als Maßnahme gegen Alko-Fahrer.

Schwerer Schlag für deutschen Anbieter
Dass „Tier“ das Feld räumen muss, verwundert auch Insider: Künftig geforderte Sicherheitsmerkmale wie Blinker an den Rollern und zuverlässiges Flottenmanagement konnten die Deutschen bereits jetzt vorweisen. Der Hinauswurf aus Wien ist nach dem Scooter-Verbot, für das sich Paris zuletzt entschieden hatte, ein schwerer Schlag für das Unternehmen.

Dass umgekehrt der Verleiher Bird in der Stadt bleiben darf, erstaunt ebenso: Das Unternehmen hatte in der Vergangenheit schon den Groll der Stadt auf sich gezogen. In der Branche ätzt man sogar, dass man die neuen strengen Regeln für Scooter zu einem Gutteil vergangenen Verfehlungen des Mitbewerbers zu „verdanken“ habe.

Vier Unternehmen dürfen künftig in Wien E-Scooter verleihen

  • Voi Technology: Die Firma war bisher vor allem im skandinavischen Raum sowie in England und Deutschland tätig.
  • Link/Superpedestrian: Das US-Unternehmen setzte künftig verpflichtende Langsamfahrzonen schon vorab freiwillig um.
  • Lime: Die ebenfalls aus den USA stammende Firma ist den städtischen Pflichten zu fixen Parkplätzen zum Teil schon zuvorgekommen.
  • Bird: Der US-Anbieter war 2018 der Erste, der in Wien Scooter verlieh, und schlitterte letztes Jahr in schwere wirtschaftliche Probleme.

„Bird“ hatte gegenüber der Stadt dem Vernehmen nach ein komplett neues Konzept vorgelegt. Die Firma steckt allerdings in wirtschaftlichen Turbulenzen. Damit ist fraglich, ob die Versprechen eingelöst werden können. Die Stadt wollte die Resultate der Ausschreibung unter Berufung auf die gesetzlich vorgeschriebene Stillhaltefrist nicht kommentieren: Man habe die Betreiber „mit den überzeugendsten Konzepten“ auszuwählen gehabt.

Stadt will „Chaos beenden“
Laut Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) will die Stadt „das Scooter-Chaos in Wien beenden und das Leih-E-Scooter-System auf völlig neue Beine stellen“. Schon ab 1. Mai sollen neue strenge Regeln für die Leihroller gelten.

Neue Regeln für Leihscooter ab 1. Mai

  • Scooter sind auf Gehsteigen ausnahmslos verboten und müssen „platzsparend in der Parkspur abgestellt werden“. Technische Kontrollmöglichkeiten sollen jeden Regelverstoß rückverfolgbar machen. Den Verleihern sind „konsequente Strafen“ angedroht.
  • Liegt einer der neuen Scooter-Abstellplätze näher als 100 Meter, muss man den Roller dort abstellen. Die Verleiher sind zu technischen Vorkehrungen verpflichtet, die den Abschluss der Fahrt erst ermöglichen, wenn der Roller dort steht. Derzeit gibt es rund 100 der rot markierten Abstellflächen, bis Jahresende soll sich die Zahl verdoppeln, 2024 sollen weitere 100 dazukommen.
  • Bei Krankenhäusern, Marktflächen und anderen Problemzonen - die Stadt behält sich vor, diese bei Bedarf auszuweiten - wird es absolute Sperrzonen für Leihscooter geben. Verleiher sind verpflichtet, die Weiterfahrt mit dem Scooter dort unmöglich zu machen.
  • In der Inneren Stadt darf es nur noch höchstens 500 Scooter geben. In den Bezirken 2 bis 9 und 20 dürfen maximal weitere 1500 Scooter angeboten werden. In den Außenbezirken steht die Zahl den Anbietern frei. Dadurch, dass sie nur dort neue Geschäftsfelder aufbauen können, soll das Angebot dort gestärkt werden.

Die Regeln und Vorgaben werden sich wohl erst Stück für Stück einschleifen. Seitens der Anbieter heißt es, dass man die nötigen technischen Umstellungen in vier bis acht Wochen erledigen könnte, sobald die Stadt offiziell grünes Licht dafür gibt.

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