Staat schaut zu

Radikalisierung findet in sozialen Medien statt

Oberösterreich
18.04.2023 12:00

Die Halloween-Krawalle haben die Migrations-Debatte wieder befeuert und die Frage aufgeworfen, wie geht man mit jungen Einwanderern um, wie bringt man sie dazu „unsere“ Werte zu leben. Der deutsch-israelische Psychologe und Experte Ahmad Mansour hat eine klare Meinung.

„Man muss einfach Probleme ansprechen dürfen, aber natürlich muss man auch Hilfe anbieten und in der Prävention arbeiten“, bringt es Mansour auf den Punkt. Der in Israel geborene arabische Palästinenser weiß, wovon er spricht. „Ich war selbst radikalisiert, wäre beinahe ein Islamist geworden“, erzählt er bei seinem Besuch in Linz. Gerettet hat ihn die Tatsache, dass er in das weltoffene Tel Aviv ging, um zu studieren. „Durch die Begegnungen habe ich gelernt, dass Menschen mit anderen Religionen auch meine Freunde sein können“, sagt er bei einem Vortrag in Linz.

Personenschutz für Experten
Und in diesen Begegnungen, im Zusammenleben sieht Mansour auch einen ganz wichtigen Baustein für die Integration. „Die funktioniert dort, wo die Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenleben. Natürlich gibt es da auch Konflikte, aber die kann man gemeinsam lösen“, so Mansour, der seit 2004 in Deutschland lebt und hier zum Experten in Sachen radikaler Islamismus und Integration geworden ist. Und weil er schonungslos Probleme anspricht, muss er nun von Personenschützern begleitet werden, aus Sorge vor Attacken.

Ein langer Weg
„Integrationsarbeit ist wichtig, aber auch langwierig. Wir müssen die Leute begleiten, wir müssen sie gewinnen. Aber um sie zu gewinnen, müssen wir sie ernst nehmen. Und das bedeutet, dass ich da, wo ich Bereicherung habe, das anspreche. Und da, wo ich Probleme habe, muss ich in der Lage sein, dass ich die auch anspreche“, fordert er. „Nach Situationen wie den Halloween-Krawallen ist man immer versucht, die bequemsten Antworten geben zu wollen“, so Mansour. Das seien psychologische oder ökonomische Probleme. „Aber die Ursachen, die vielleicht auch mit Kultur oder Sozialisation und Herkunft zu tun haben, werden total ausgeblendet“, warnt der Experte.

Problem der sozialen Medien
„Man kann natürlich nicht alle Migranten in einen Topf werfen. Aber es gibt Tendenzen, Faktoren und Ursachen, die genannt werden müssen. Zur Demokratie gehört auch, Kontroverse und Diskussion zuzulassen, die manchmal nicht so einfach ist“, sagt er. Und dazu gehört auch, dass sich die Politik den neuen Herausforderungen stellt. Denn, so Mansour, Radikalisierung finde nicht mehr in Moscheen statt, sondern in den sozialen Medien. „Die findet längst auf TikTok und anderen Kanälen statt. Da werden Jugendliche mit kurzen Videos und einfachen Erklärungen angesprochen“, sagt der Psychologe. Er fordert deshalb, dass der Staat diesen Raum besser beobachtet und dort eingreift, wo es nötig ist.

Gesetz verschärfen
Eingeladen wurde Ahmad Mansour von Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), der auch klarstellt. „Wir müssen klare Kante gegen Straftäter zeigen, aber auch Hilfe und Lösungen anbieten.“ Deshalb wolle man direkt auf die Jugendlichen zu gehen. Hattmannsdorfer fordert allerdings auch erneut, dass das Asylgesetz verschärft wird. Mansour stimmt zu: „Diejenigen, die unseren Rechtsstaat verachten müssen Konsequenzen spüren.“

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt