Prozess um SM-Duo

17-Jährige sollte verschleppt werden – 7 Jahre Haft

Österreich
04.10.2011 17:31
Ein 47-jähriger Wiener, der im Juli 2002 versucht hatte, nachts ein damals 17 Jahre altes Mädchen zu kidnappen und in einen von ihm betriebenen SM-Club zu verbringen, wo er eine "reale Vergewaltigung" erleben wollte, ist am Dienstag im Straflandesgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die von der Rechtsvertreterin der jungen Frau geforderte Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher blieb ihm erspart. Der Schöffensenat stützte sich dabei auf ein psychiatrisches Gutachten, demzufolge der Mann derzeit nicht gefährlich genug sei, um ihn zusätzlich zur über ihn verhängten Strafe in einer geschlossenen Anstalt anzuhalten.

Die ehemalige Freundin des Mannes, die ihn bei dem geplanten Sexualverbrechen tatkräftig unterstützt hatte, wurde als Beitragstäterin zu zwei Jahren bedingt verurteilt. Die mittlerweile 28-jährige Frau nahm ihr Urteil an. Der SM-Studio-Besitzer, der überdies schuldig erkannt wurde, seinem Opfer 25.000 Euro an finanzieller Wiedergutmachung zu bezahlen, legte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein.

Passant verhinderte Entführung
Die zum Tatzeitpunkt 19-jährige Freundin des Mannes hatte das unwesentlich jüngere Mädchen um 3.30 Uhr an einer Nachtautobus-Haltestelle angesprochen und zu dem Auto gelockt, in dem der Sexclub-Betreiber wartete und die 17-Jährige in seinen Pkw zerren wollte. Die beabsichtigte Entführung scheiterte nur deshalb, weil ein Passant, der seinen Hund äußerln führte, die Hilferufe des Mädchens hörte und beherzt eingriff, als der 47-jährige Mann mit einer ein Kilogramm schweren Taschenlampe auf die sich zur Wehr setzende 17-Jährige einschlug.

Der Angeklagte legte in der Verhandlung ein freimütiges Geständnis ab: "Irgendwann wurde der Gedanke geboren, dass wir real eine Vergewaltigung erleben wollen. In weiterer Folge sind wir mindestens zehn, 15 Mal durch Wien gefahren. Mir war etwas mulmig bei der Sache, aber geplant war, dass wir ein Mädchen gefügig machen, um uns beide mit ihr gegen ihren Willen zu amüsieren."

Der Plural bezog sich auf die 19-Jährige, die als "Miss Jacqueline" in dem SM-Club tätig war und mit dem Chef ein sexuelles Verhältnis unterhielt. Der 47-Jährige behauptete, die 19-Jährige habe ihn "immer wieder traktiert", nach einem geeigneten Opfer zu suchen, um den "Kick" einer nicht gestellten Vergewaltigung zu erleben.

Beim Kampusch-Ermittlungen auf Fall gestoßen
Auf den Fall war man im Zusammenhang mit dem Fall Kampusch gestoßen. Nachdem das Innenministerium eine Evaluierungskommission eingesetzt hatte, wurden vom Bundeskriminalamt neue Ermittlungen angestrengt, um mögliche Querverbindungen des Kampusch-Entführers Wolfgang Priklopil bzw. seines Bekanntenkreises zur Kinderporno- bzw. SM-Szene zu überprüfen.

Im Zuge dieser Ermittlungen stieß man dank eines Hinweises auf den 47-jährigen Club-Betreiber. Mit der Causa Kampusch hat dieser Fall aber nichts zu tun. Wie Richter Norbert Gerstberger darlegte, gibt es im gesamten Akt keinen einzigen Hinweis, der in diese Richtung deuten könnte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt