Um unserer Wegwerfgesellschaft Einhalt zu gebieten, hat Greenpeace eine Langzeitstudie zur Lebensmittelhaltbarkeit ins Leben gerufen. Sie soll aufzeigen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nur als „Frische-Garantie“ und nicht als Ablaufdatum zu verstehen ist.
Für die Untersuchung hat die Umweltschutz-NGO sechs für die Osterzeit typische Produkte gewählt, wie etwa gefärbte und frische Eier oder Schinken. Drei Monate lang werden die Lebensmittel auf ihre Genießbarkeit geprüft.
Genießbarkeit kann jeder ganz einfach feststellen
„Wer schaut, riecht und kostet, kann schnell und einfach feststellen, ob ein Produkt noch genießbar ist. Ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch lange kein Grund, um Lebensmittel in den Müll zu werfen. Das belegt jetzt auch der Greenpeace-Langzeittest“, erläuterte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, den Unterschied. Zwei Wochen nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wurden die Proben erstmals im Labor der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) mikrobiologisch und sensorisch nach Aussehen, Geruch und Geschmack getestet.
Empfohlene Lagerbedingungen beachten
Die erste Runde wurde dabei von allen Kandidaten ohne Makel überstanden: Egal ob frische, gekochte und gefärbte Eier, Osterschinken, Frischkäse, Roggen-Mischbrot oder Osterstriezel, alles war zwei Wochen nach Ende des MHD genießbar. Alle Produkte werden nun weiterhin laut den empfohlenen Bedingungen gelagert, was etwa bei Raumtemperatur, oder gekühlt bei sieben bis zehn Grad Celsius bedeuten kann.
Joghurt hielt 26 (!) Wochen länger
Bereits 2017 hat Greenpeace einen derartigen Test durchgeführt, der damalige Langzeitsieger war das Joghurt, denn das Milchprodukt war auch 26 Wochen, also ein halbes Jahr über das MHD hinaus, weiterhin unbedenklich verzehrbar, stellte die NGO damals fest. Sechs Jahre danach wird nun erneut getestet, denn laut Berechnung der Umweltschutzorganisation landen in Österreich jährlich rund 830.000 Tonnen essbare Lebensmittel im Müll - rund 26 Kilogramm pro Sekunde. Die Datenlage zu Lebensmittelabfällen ist jedoch schlecht - in vielen Bereichen gibt es nur Schätzungen, und je nachdem ist ein Drittel bis die Hälfte der Lebensmittelabfälle in Österreich aus Privathaushalten.
Politik muss handeln
Die österreichische Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle pro Kopf bis 2030 zu halbieren, so der Experte. Jedoch scheint der Erfolg auszubleiben, denn 2017 landeten laut NGO-Einschätzung noch 760.000 Tonnen im Müll, womit zumindest rein vom Gewicht her eine negative Entwicklung stattgefunden haben muss.
„In Zeiten der Klima- und Energiekrise können wir es uns nicht leisten, Lebensmittel wortwörtlich für die Tonne zu produzieren. Die Politik muss volle Transparenz schaffen und sanktionierbare Ziele für die einzelnen Branchen vorgeben. Dann müssen Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten ihren Beitrag leisten und mit kostbaren Ressourcen sorgsam umgehen“, forderte der Greenpeace-Experte abschließend. Mit ein Problem ist dabei, dass viele Hersteller ein sehr frühes Mindesthaltbarkeitsdatum wählen würden, um so eventuellen Haftungsfragen zu entgehen.
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