Ein Kassier hatte seinen Verein massiv geschädigt. Nun stand er wegen des Verdachts der Untreue und der betrügerischen Krida in Eisenstadt vor Gericht, wo der Angeklagte ein volles und reumütiges Geständnis ablegte.
Weißes Haar, freundlicher Blick, korrektes Auftreten, feste Stimme. So präsentierte sich Ernst H. am Dienstag bei seinem Prozess am Landesgericht Eisenstadt. Wo für den Pensionisten verdammt viel auf dem Spiel - bis zu zehn Jahre Haft drohten - stand. Denn um seine Spielsucht zu befriedigen, zweigte der Burgenländer in den Jahren 2016 bis 2020 von dem Wiener Verein in dem er als Kassier tätig war, nicht weniger als mindestens 307.000 Euro ab.
Eine professionelle Beratung kann ich mir nicht leisten. Aber ich spiele eh nicht mehr, denn dazu fehlt mir das Geld.
Der Angeklagte auf die Frage der Richterin, ob er sich Hilfe gesucht habe
Das Geld verjubelte er bei Online-Glücksspielen, Pferdewetten und Co. Aufgeflogen ist er aber nicht, denn kurioserweise prüften die Rechnungsprüfer des Vereins zwar die Belege, glichen aber nie ab, ob das Geld auch tatsächlich vorhanden war.
Mein Mandant hat bereits im vergangenen Jahr von sich aus mit der Schadenswiedergutmachung begonnen und seither bereits 12.000 Euro in monatlichen Raten zu je 1000 Euro zurück gezahlt. Er ist bereit, künftig 1700 Euro pro Monat zu bezahlen.
Der Verteidiger
Selbstanzeige brachte Stein ins Rollen
Hätte der Rentner nicht - getrieben vom schlechten Gewissen - Selbstanzeige erstattet und bei der Polizei reinen Tisch gemacht, wer weiß, wie hoch die Schadenssumme dann noch geworden wäre. Außerdem stahl H. mindestens 50.000 Euro von seiner Frau, die als Frisörin arbeitet. „Mein Mandant ist voll geständig und Spielsucht ist eine Krankheit. Ich bitte um ein mildes Urteil“, so der Verteidiger beim Prozess. Und das bekam H. dann auch: zwei Jahre auf Bewährung. Außerdem muss er das Geld zurückzahlen. „Wir nehmen dankend an, Frau Rat“, seufzte der Verteidiger erleichtert.
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