WikiLeaks deckt auf

USA ermittelten in “sleepy little alpine village” Modriach

Steiermark
02.09.2011 14:59
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst. In diesem Fall einen ländlichen Schwank, der an Skurrilität kaum zu toppen ist: Der US-Geheimdienst pirschte sich ans idyllische weststeirische Modriach am Fuße der Pack an. Im Visier der Spionageabwehr: die Feuerwehr des Örtchens. Oder genauer gesagt: eine Infrarotkamera, die sich die "Firebrigade" vor vielen Jahren vom Landesverband ausgeborgt hatte, um damit bei Feuer sehen zu können, ob sich Menschen in den Flammen befinden. Die Mission wurde in einer geheimen US-Depesche dokumentiert, die dank der Enthüllungsplattform WikiLeaks nun bekannt wurde.

Kein Schmäh, es ist wirklich eine Mitarbeiterin der US-Botschaft in die 230-Seelen-Gemeinde gereist, um den dortigen Gemeindesekretär – freundlich, aber bestimmt – zur "Spionagekamera" zu interviewen. Das passierte zwar bereits 2006, ist aber erst jetzt durch die Aufdeckerplattform WikiLeaks an die Öffentlichkeit gelangt.

Penibel schildert die Amerikanerin ihrem Außenministerium die Recherchen: unter anderem, dass es ein Gemeindeamt gibt, eine Volksschule, sogar eine Bank. Dass der "Commander" (Chef) der Feuerwehr Hans Peter Scheer heißt, für die roten Autos Karl Lackmayer, dessen Bruder Raimund wiederum für die Ausrüstung zuständig seien. Da schau her, tiefschürfende Erkenntnisse!

"Friendly fashioned" im "sleepy little alpine village"
Ja, und Gemeindesekretär des "sleepy little alpine village", des verschlafenen kleinen Bergdorfs, Anton Movia (im Bild mit dem Corpus Delicti), der war überhaupt im Fadenkreuz der Ermittlerin: "Friendly fashioned", nett angezogen, sei er gewesen, und mit einem Schlüsselbund habe er das Rüsthaus aufgesperrt. So ein wilder Steirer! Und dann habe er ganz einfach den schwarzen Koffer geöffnet und die Kamera gezeigt. Der so Verhörte erinnert sich mit Schmunzeln, dass er zuerst einmal geglaubt habe, in der "Versteckten Kamera" mitzuspielen.

Vor allem für Einsätze in der A2-Tunnelkette gedacht
Wie Thomas Meier, Sprecher des Landesfeuerwehrverbands, erklärte, handelte es sich damals um ein Gerät der ersten Generation der Wärmebildkameras des US-Ausrüsters Bullard, das in Modriach vor allem für Einsätze in der A2-Tunnelkette durch die Pack gedacht war. Die Sensoren wurden von den US-Behörden als militärisch sensibel eingestuft, weshalb vor jedem Kauf eine Endbenutzererklärung an die US-Botschaft abgegeben werden musste.

"Es handelte sich damals wohl um eine Stichproben-Kontrolle", so Meier. Erfahren habe der Verband als eigentlicher Eigentümer von der Mission auch erst jetzt. Inzwischen seien landesweit 130 dieser Kameras im Einsatz, seit einigen Jahren seien auch keine Zertifikate mehr vonnöten.

Auf jeden Fall hat's ein Happy End gegeben, die US-Ermittlerin hat die Kamera nicht konfisziert, die Modriacher Feuerwehrler können im Ernstfall noch immer Gutes damit tun. Und wir lernen daraus: Den Amerikanern ist, was ihre Sicherheit betrifft, nix zu blöd und nix zu teuer.

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