Tötete zwei GIs

Flughafenattentäter von Frankfurt gesteht Anschlag

Ausland
31.08.2011 13:02
Der mutmaßliche Attentäter vom Frankfurter Flughafen hat vor Gericht gestanden, zwei US-Soldaten erschossen und zwei andere lebensgefährlich verletzt zu haben. "Es trifft zu, was die Anklage mir vorwirft", erklärte der 21 Jahre alte Angeklagte am Mittwoch zu Beginn seines Prozesses vor dem Oberlandesgericht Frankfurt. Und weiter: "Ich wollte die Soldaten töten." In seiner Erklärung entschuldigte sich der Angeklagte für seine Tat.

Heute wisse er, "dass alles totaler Schwachsinn ist und gegen meinen Glauben". Er habe gelesen, dass Menschen seine Taten guthießen. "Das sind dieselben Leute, von deren Lügen und Propaganda ich geblendet war." Niemand solle durch seine Tat motiviert werden, etwas Ähnliches zu tun, sagte der Angeklagte. "Ich möchte mich bei allen Menschen entschuldigen und von der Tat deutlich distanzieren."

Der im Kosovo geborene Frankfurter Arid U. muss sich wegen zweifachen Mordes und dreifachen Mordversuchs vor dem Staatsschutzsenat verantworten. Als Auslöser für den Anschlag schildert U. vor Gericht ein Video, das angebliche Vergewaltigungen muslimischer Frauen durch US-Soldaten zeigt. Am Abend des 1. März will er dies gesehen haben - und danach soll er laut Anklage den Plan gefasst haben, möglichst viele US-Soldaten zu töten.

Zwei Soldaten erschossen, zwei verletzt
Minutiös legte die deutsche Bundesanwaltschaft am Mittwoch dar, wie Arid U. am 2. März vorgegangen sein soll: Um 13.24 Uhr fuhr er demnach mit einem Linienbus zum Flughafen, wo er in einem Postzentrum arbeitete. Um 14.48 Uhr sah er im Terminal zwei des Airports an der Gepäckausgabe zwei US-Soldaten, denen er bis zu einem Armeebus folgte. Er bat dort einen Soldaten um eine Zigarette, um sich nach ihrem Einsatzort zu erkundigen. Als er erfuhr, dass die Truppe auf dem Weg nach Afghanistan war, soll er seinen Plan in die Tat umgesetzt haben.

Um 15.17 Uhr soll er zunächst einen 25-jährigen Soldaten aus einer Entfernung von eineinhalb Metern hinterrücks in den Kopf geschossen haben. Danach tötete er laut Anklage einen 21-Jährigen mit einem Kopfschuss und verletzte zwei 21 und 25 Jahre alte Soldaten lebensgefährlich. Als er auf einen 22-Jährigen zielte, soll seine Pistole eine Ladehemmung gehabt haben. Arid U. flüchtete in den Flughafen und wurde dort von Beamten der Bundespolizei festgenommen.

"Verstehe nicht, wie ich so weit kommen konnte"
"Ich verstehe selbst nicht, wie ich so weit kommen konnte", sagt Arid U. vor Gericht. Er schildert auch seinen Lebensweg: Im Alter von drei oder vier Jahren kam er mit seinen Eltern aus dem Kosovo nach Deutschland. Er machte den Realschulabschluss, brach das Gymnasium dann aber in der zwölften Klasse ab. Er litt damals nach eigenen Worten unter Depressionen. Er leistete ein freiwilliges soziales Jahr beim Grünen Halbmond und arbeitet außerdem im Postzentrum am Flughafen. Die Freizeit verbrachte er meist vor dem Computer.

Mehr und mehr wandte er sich in dieser Zeit nach eigener Darstellung dem radikalen Islam zu. Als er schließlich am Abend des 1. März das Video mit den angeblichen Vergewaltigungen sah, war er nach eigenen Worten "völlig schockiert". Den Wahrheitsgehalt habe er nicht eine Sekunde in Zweifel gezogen. Wie dies aber zu seiner brutalen Tat führen konnte, kann er nicht erklären.

Dem Gericht kündigt U. zwar an, alle Fragen beantworten zu wollen, wie er an die Waffe gekommen war, verriet der Mann nicht. Arid U. kann sich nach eigenen Worten auch nicht genau daran erinnern, wie die Tat abgelaufen ist. Der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel nennt das "sonderbar." Er appelliert unmissverständlich an den 21-Jährigen: "Sie tun sich überhaupt keinen Gefallen, wenn Sie nicht schonungslos offen und ehrlich sind."

Einzeltäter ließ sich durch Jihad-Propaganda anstacheln
U. ist nach Einschätzung der deutschen Bundesanwaltschaft ein Einzeltäter, der sich durch jihadistische Propaganda im Internet anstacheln ließ. Dem Attentäter droht lebenslange Haft.

Die Tat am 2. März 2011 gilt als erster tödlicher Anschlag mit islamistischem Hintergrund in Deutschland. Den Ermittlungen zufolge verhinderte nur die Ladehemmung der Waffe des Angeklagten, dass mehr Menschen starben.

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