Muss nun vor Gericht

Oslo: Ex-Wagner-Söldner prügelte sich mit Polizei

Ausland
25.02.2023 11:58

In Oslo wurde der aus Russland geflohene Ex-Kommandant der berüchtigten Wagner-Gruppe Andrej Medwedew straffällig. Er hatte in der Ukraine gekämpft, sich offen gegen den russischen Angriffskrieg gestellt und über Folter berichtet - in der Hoffnung, eine Schlüsselrolle bei den Ermittlungen gegen die Anhänger von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin spielen zu können.

Laut dem norwegischen Fernsehsender „TV 2“ und der unabhängigen russischen Online-Zeitung „Nowaja gaseta. Europa“ hat der 26-Jährige in der Nacht auf Mittwoch in einer Bar wohl zu tief ins Glas geschaut und sich danach mit einem Mann auf offener Straße eine Schlägerei geliefert. Daraufhin nahm die Polizei den Russen fest.

Als die Beamten ihn wieder aus dem Dienstwagen holen wollten, leistete Medwedew Widerstand und trat einen oder mehrere Mitarbeiter. Einem Polizeisprecher zufolge zeigt der Ex-Wagner-Kämpfer keinerlei Einsicht. Nun wurde er in drei Punkten angeklagt und muss am 25. April vor Gericht erscheinen.

Flucht des Ex-Kommandanten
Das Menschenrechtsprojekt Gulagu.net hatte im Jänner von der Flucht des Ex-Wagner-Söldners berichtet. Er war in der Ukraine im Einsatz, dort frustrierten ihn der sinnlose Krieg, die „dummen Befehle“ sowie die Willkür der Militärführung. Er konnte daraufhin nach Russland fliehen - allerdings folgten deswegen Repressalien.

Auch das russische Innenministerium und der Inlandsgeheimdienst FSB sollen nach ihm gesucht haben. Mitte Jänner schaffte er es über die russische Grenze nach Nordnorwegen und beantragte dort Asyl. Über Medwedews Vergangenheit und die Umstände seiner Flucht bleiben viele Fragen offen.

Wagner-Truppe soll unbeschreiblich grausam sein
Die Wagner-Truppe wurde 2014 von dem auch als Putins „Koch“ bekannten Jewgeni Prigoschin gegründet. Ihre Söldner gelten als besonders rücksichtslos. In der Ukraine sind sie ein wichtiger Kriegsfaktor und auch in Syrien und weiten Teilen Afrikas waren und sind sie im Einsatz.

Laut Andrej Medwedew ist Prigoschin ein „Teufel“. Seine Gruppe rekrutierte unter anderem Zehntausende Kämpfer in russischen Gefängnissen und setzte diese mit der grausamen Menschenwellen-Taktik als „Kanonenfutter“ ein. Den Familien von Kämpfern wird versprochen, dass sie im Todesfall umgerechnet 71.000 US-Dollar (rund 63.000 Euro) erhalten. Aber in Wahrheit bekommen sie keinen Cent - die Gefallenen werden einfach als „vermisst“ erklärt.

Alkoholmissbrauch wegen Kriegstrauma
Betroffene können traumatische Erlebnisse im Krieg oft ihr Leben lang nicht vergessen. Viele leiden an sogenannten „Flashbacks“ - also Albträumen. Auch unwillkürlich am Tag können solche auftreten und das Gefühl erzeugen, alles noch einmal zu erleben. Dies kann Schreckhaftigkeit und Schlafstörungen erzeugen.

Ohne Therapie werden viele Betroffene alkoholkrank oder flüchten in soziale Isolation. Traumata können zudem zu Persönlichkeitsveränderungen bis hin zu Depressionen, psychosomatischen Störungen, Anpassungsstörungen wie Phobien und Panikattacken, Ich-syntonen Verhaltensweisen (sparsam, funktionierend, altruistisch) sowie partiellen oder vollständigen posttraumatischen Belastungsstörungen führen.

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