„Bruno“ muntert auf

Therapeut auf vier Pfoten im Frauenhaus Mödling

Niederösterreich
22.02.2023 06:01

„Bruno“ ist nicht nur das einzige männliche Wesen im Frauenhaus in Mödling, er ist ein bedeutendes Mitglied des Teams. Denn der Labradoodle arbeitet als Therapiebegleithund und unterstützt die Bewohnerinnen und deren Kinder bei ihrer persönlichen Entwicklung.

„Bruno“ wedelt eifrig mit dem Schwanz, als das Team der „Krone“ das Frauenhaus in Mödling betritt. Seit über zwei Jahren ist der Labradoodle hier als Therapiebegleithund tätig und zaubert nicht nur den betroffenen Frauen ein Lächeln ins Gesicht, sondern auch deren Kindern. Das Frauenhaus ist das einzige in Niederösterreich, bei dem ein solcher tierischer Mitarbeiter bei einer Therapie mitwirkt.

Eine bestimmte Aufgabe hat der siebenjährige Rüde nicht, er ist quasi ein Zusatzangebot. Sein Frauchen arbeitet im Frauenhaus als Sozialpädagogin und bezieht „Bruno“ in diversen Sitzungen mit ein. Während die Frauen mit den Betreuern bürokratische Angelegenheiten klären, setzt sie sich mit den Kindern in einen Kreis, jeder darf mit dem großen Stoffwürfel einmal würfeln. Immer mit dabei: Eine kleine Kiste mit verschiedenen Schubladen, auf denen Zahlen geschrieben sind. „Würfelt ein Kind eine Drei, dann gibt es ein Leckerli in die Schublade mit der Aufschrift ‚Drei‘. ‚Bruno‘ darf sich das Leckerli dann aus der Schublade herausholen. Die Kinder sind ihm dann so sehr nah“, schildert die Pädagogin.

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Für die Kinder ist ‚Bruno‘ wie ein Magnet, sie haben ihn sehr gern!

Sozialpädagogin und Frauchen von Bruno

Und auch das Team der „Krone“ probiert dieses Spiel gleich einmal aus. Freudig tapst der Labradoodle hin und her und schnüffelt seine Hundekekse aus den Schubladen. Auf die Frage, was das Spiel denn jetzt bei den Kindern bewirke, kontert die Pädagogin mit einer Gegenfrage: „Wie fühlen Sie sich denn jetzt, wenn Sie mit ‚Bruno‘ spielen?“ Die Antwort ist ganz einfach: Man fühlt sich gut und hat Freude dabei.

Frauenhaus Mödling-Geschäftsführerin Simone Schweiger (li.), Therapiebegleithund „Bruno“ und „Krone“-Redakteurin Magdalena Winkler (Bild: Judt Reinhard)
Frauenhaus Mödling-Geschäftsführerin Simone Schweiger (li.), Therapiebegleithund „Bruno“ und „Krone“-Redakteurin Magdalena Winkler
Therapiebegleithund „Bruno“ (Bild: Judt Reinhard)
Therapiebegleithund „Bruno“

„Hier im Frauenhaus herrscht natürlich oft gedrückte Stimmung, mit seiner lebendigen Art versprüht ‚Bruno‘ gute Laune und bringt ein wenig Normalität in den Alltag“, erklärt sie. Die Kinder haben mit ihm jedenfalls einen Riesenspaß: Sie verstecken sich, „Bruno“ muss sie finden. Außerdem ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Streicheln von Hunden Stress reduziert. Gerade in den schwierigen Situationen, in denen sich die Hilfe suchenden Frauen und ihre Kinder befinden, ist dies äußerst wichtig.

Monatelange Ausbildung und regelmäßige Tests
Nach einem Tag im Frauenhaus ist „Bruno“ ganz schön K.o. Denn so ein Job als Therapiebegleithund ist auch für ihn anstrengend. Zwar kann jedes Frauchen oder Herrchen mit seinem Hund die Ausbildung zum Therapiebegleithund probieren, geeignet für so einen sensiblen Job ist aber nicht jeder. Bevor die eigentliche Ausbildung starten kann, müssen sich die Hunde einem Eignungstest unterziehen. „Dabei wird auf den Grundgehorsam und die Bindung und Kommunikation zwischen Tier und Mensch geschaut. Ganz wichtig ist es, dass der Hund stressresistent ist“, so die Besitzerin von „Bruno“. Der Hund müsse bei der Arbeit vor allem Spaß haben, sonst profitiert niemand von einem Therapiebegleithund. Die Grundausbildung dauert eineinhalb Jahre, jährlich muss ein Auffrischungstest absolviert werden.

Für Frauenhaus-Geschäftsführerin Simone Schweiger war klar, dass sie „Bruno“ in ihr Team aufnehmen werden: „Wir wollen eine Vorreiter-Rolle einnehmen und neue Dinge ausprobieren.“

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Wir tun alles Mögliche, um den von Gewalt betroffenen Frauen zu helfen - gemeinsam mit unserem Vierbeiner ‚Bruno‘.

Simone Schweiger, Geschäftsführerin Frauenhaus Mödling

Frauenhaus fast immer voll
1982 wurde das Frauenhaus in Mödling gegründet, das erste in ganz Österreich. Das Wohnhaus, das Platz für zehn Frauen und elf Kinder bietet, sei fast immer ausgelastet, erklärt Simone Schweiger. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt ein Jahr, die viele auch in Anspruch nehmen.

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