13.02.2023 16:06 |

Opfer von Betrug?

Wirecard-Vorstand gibt Kriminelle in der Firma zu

Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun bestreitet vor Gericht nicht, dass es Kriminelle in seinem Unternehmen gab. Er habe aber nichts von Manipulationen gewusst, sagte er im Prozess in München. Der Kollaps des einstigen Konzerns sei für den Österreicher ein „echtes Schockerlebnis“ gewesen.

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„Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen. Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen“, sagte Braun in seiner ersten Stellungnahme zur Anklage. Damit widerspricht er dem Kronzeugen der Staatsanwaltschaft, Oliver Bellenhaus. Bellenhaus war bis 2020 in Dubai als Manager von Wirecard tätig. Laut ihm war Braun ein alles dominierender Chef, der in den Milliardenbetrug voll eingebunden war und alles wusste.

Marsalek unter Verdacht
Braun dürfte wiederum davon ausgehen, dass der Vertriebschef Jan Marsalek eine Schlüsselrolle gespielt haben könnte. „In der gesamten Gruppe waren viele talentierte junge Menschen, aber Marsalek ist wirklich herausgestochen. Gefühlt war Marsalek damals ein Glücksgriff“, sagte Braun über den seit 2020 untergetauchten Österreicher. Der 53-jährige frühere Vorstandschef ist laut eigener Aussage davon ausgegangen, dass sowohl das Drittpartnergeschäft als auch die Erlöse daraus „voll existent“ gewesen seien. „Ich hatte keine Kenntnis, dass diese Gelder veruntreut wurden.“

Braun sitzt seit mehr als zweieinhalb Jahren im Gefängnis und hat nahezu sein gesamtes Vermögen verloren. Im Juni 2020 musste der Wirecard-Vorstand einräumen, dass 1,9 Milliarden Euro verschwunden waren. Angeblich waren die Gelder auf Treuhandkonten in den Philippinen verbucht, bis heute werden sie vermisst. Braun begann seine Karriere bei Wirecard Anfang der 2000er-Jahre. Damals war das Unternehmen noch klein und verdiente hauptsächlich mit Gebühren bei dem Abwickeln von Kreditkartenzahlungen für Pornografie und Onlinecasinos Geld.

Scheingeschäfte statt Verlusten
2018 ging der Konzern an die Frankfurter Börse und war zeitweise mehr als 20 Milliarden Euro wert. Laut Anklage beruhten der Aufstieg und Brauns damaliger Reichtum auf Betrug. Mehrere Verdächtige sollen Umsätze in Milliardenhöhe erfunden, die Bilanzen gefälscht und die Kreditgebenden um über drei Milliarden Euro geprellt haben. Die erfundenen Gewinne wurden demnach als Erlöse sogenannter Drittpartner verbucht. Diese wickelten Zahlungen in Ländern ab, in denen der deutsche Konzern selbst keine entsprechende Lizenz hatte. Ohne Scheingeschäfte soll Wirecard Verluste geschrieben haben.

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