14.02.2023 16:12

Personal-Übergriffe

Wird die Kommunikation miteinander aggressiver?

Die ÖBB meldet zahlreiche verbale und körperliche Übergriffe gegen Mitarbeiter. Der Flughafen Wien startete dazu sogar eine Kampagne. Gäste werden gebeten, das Personal mit Respekt zu behandeln. Aber wird die Kommunikation miteinander wirklich aggressiver? Bringen Kampagnen, wie jene des Flughafens Wien, tatsächlich einen Wandel im Umgang miteinander und was trägt die Rhetorik von Politikern zu unserem gesellschaftlichen Bewusstsein bei? Darüber spricht Kommunikations- und Rhetorikexperte Jürgen Eisserer im krone.tv-Talk mit Jana Pasching.

„Dass wir das Gefühl haben, dass die Gesellschaft aggressiver wird, ist zum größten Teil eine Scheinwahrnehmung“, erklärt Eisserer im krone.tv-Talk. Natürlich gäbe es Vorfälle, diese würden durch Berichterstattung jedoch multipliziert werden. Dennoch: „Wir suchen in Gesprächen nicht mehr nach der Wahrheit, sondern nach der eigenen Sicherheit.“ Daran sei nichts Verwerfliches, so Eisserer. „Wir müssen uns aber darüber bewusst sein, dass, wenn eine andere Meinung kommt, wir uns immer in unsere eigene Wissensblase zurückziehen. Dadurch fühlen wir uns angegriffen und so entstehen auch aggressivere Diskussionen.“

Die Kommunikation ist auch beim ersten Kennenlernen das A und O. Beim Online-Dating kann man im Vorfeld bereits viel über den Menschen erfahren, mit dem man sich treffen möchte. Genau das führe aber auch zu Vorurteilen. „Das Entdecken, wer hinter einer Person steckt, fehlt heute, das macht es weniger prickelnd“, so der Kommunikationsexperte. Vorinformation führe laut Eisserer oft zur Voreingenommenheit, die man auf das Gegenüber projiziert. Dadurch lasse man sich weniger auf Gespräche ein.

Rhetorik- und Kommunikationsexperte Jürgen Eisserer (Bild: krone.tv)
Rhetorik- und Kommunikationsexperte Jürgen Eisserer

„Politik hat Vorbildrolle“
Vor allem die politische Kommunikation sorgte zuletzt für viel Aufregung. Ein FPÖ-Landesrat, der meinte, dass Wien ohne Schüler mit Migrationshintergrund noch Wien wäre. Auch die Menschenrechtskonvention wurde von FPÖ als auch ÖVP zuletzt immer wieder infrage gestellt. „Vereinfacht gesagt, denken wir heute nur mehr in Überschriften“, so Eisserer. „Das wir wirklich eintauchen in diese Schlagzeile oder in die Information, das fehlt heute leider Gottes.“ In der öffentlichen Kommunikation habe die Politik eine Vorbildrolle. Diese habe sie, in den letzten Jahren, laut Ansicht des Experten, nicht eingehalten.

Wie haben digitale Möglichkeiten unsere Kommunikation verändert und wie können wir selbst mit provozierenden Mitmenschen umgehen? Das ganze Interview mit Kommunikationscoach Jürgen Eisserer sehen Sie im Video oben. Krone Live sehen Sie montags bis freitags ab 9 Uhr auf krone.tv.

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