Der Seniorenbund-Vorstoß, Ärzte bis über 70 Jahre arbeiten zu lassen (die „Krone“ berichtete), ist für Tirols Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner zu pauschal gefasst. Er schlägt alternativ eine individuellere Betrachtung vor.
Der Forderung der Österreichischen Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec, wonach Ärzte künftig nicht mehr mit 70 Jahren in Pension gehen müssen sollen, kann Tirols Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner nur bedingt etwas abgewinnen. „Wenn man das ändern wollte, dann muss man das schon genau beobachten“, findet er.
Früher hätte es junge Kollegen gegeben, für die keine Kassenstellen frei gewesen seien, daher hätten ältere, die möglicherweise nur noch wenige Patienten versorgten, in Pension gehen müssen. Nun aber ist oft kein Nachfolger da, die Kassenstellen bleiben leer. Für solche Fälle hält Kastner das längere Arbeiten durchaus für eine Option.
„Es kann eine Lösung in Fachgruppen sein“
Ob sich der Ärztemangel damit aber lösen lasse, dazu äußert sich der ÄK-Präsident nur vorsichtig: „Es kann in einzelnen Fachgruppen eine Lösung sein“, betont er und führt als Beispiel an: „Bei Augenärzten würde das gut funktionieren.“
Die meisten Ärzte legen ihre Arbeit zwischen 65 und 70 nieder.
Stefan Kastner
Generell könne man hier aber nichts pauschal sagen, sondern müsse die Einzelfälle betrachten. Denn an Standorten, an denen ein junger Arzt schon bereitstünde, müsse man für diesen auch Platz schaffen. „Sonst sucht sich der Nachfolger womöglich einen anderen Ort.“ Diese differenzierte Betrachtung gibt es auch jetzt schon und ermöglicht es in Einzelfällen, dass Kassenärzte auch über ihren 70. Geburtstag hinaus praktizieren. Viele sind das allerdings nicht: Kastner spricht von „einer Handvoll“ in Tirol. Die meisten scheinen die Pension dann doch anzustreben. „Es gibt zwar einzelne Ärzte, die es stört, dass sie die Praxis nach 70 nicht mehr haben können. Aber die meisten legen ihre Arbeit schon zwischen 65 und 70 nieder“, so der Ärzte-Chef.
Meinungen zum Vorschlag gehen auseinander
Die pauschale Forderung von Seniorenvertreterin Korosec findet Kastner zusammengefasst „schwierig“, er plädiert für die individuelle Entscheidung. Anders sieht das Edgar Wutscher, Vizepräsident der Bundes-Ärztekammer, der gegenüber der „Krone“ seinen Zuspruch zum Ausdruck brachte. Von der Österreichischen Gesundheitskasse hingegen kam Skepsis.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.