Angehende Pädagogen sollen künftig laut Bildungsminister mit ihrer Unterschrift bekunden, keine Sexualstraftäter zu sein. Juristisch sei das wertlos, sagt der oberste Lehrergewerkschafter und Obmann des Christlichen Lehrervereins in OÖ, Paul Kimberger. Zudem gelte die Regelung nicht für alle.
„Unsere Juristen sagen, dass die Unterschrift juristisch nichts wert ist“ - so kommentiert der oberste Lehrergewerkschafter und Obmann des Christlichen Lehrervereins in OÖ, Paul Kimberger, den Vorstoß von Bildungsminister Martin Polaschek, dass künftig alle Pädagogen bekunden müssen, keine Sexualstraftäter zu sein. „Dass die Schule ein sensibler Bereich ist und alles getan werden muss, um unsere Kinder und Jugendlichen zu schützen, ist unbestritten“, so Kimberger
Zettel ist zu wenig
Aber so ein Zettel allein sei zu wenig und nicht zu Ende gedacht, „es braucht ein Gesamtkonzept“. Der Hintergrund ist, dass sich das Ministerium so eine Hintertür öffnen will, um Lehrer zu kündigen, falls sie in diesem Fall gelogen hätten. Doch die Gewerkschaft glaubt, dass es nicht so einfach ist, weil ein Dienstentzug vorm Arbeits- und Sozialgericht lande.
Gibt Gegenvorschlag
Franz Bicek, oö. Landesvorstand der sozialdemokratischen Lehrer, hat einen Gegenvorschlag: „Wir können das machen, wenn alle Politiker unterschreiben, dass sie immer ehrlich sind“, sagt er zur „Krone“. Grundsätzlich sieht er die Idee kritisch. „Damit stehen alle Lehrer unter Generalverdacht.“
Musikschulwerk hat Präventionsprogramm
Karl Geroldinger, Direktor des Landesmusikschulwerks, will den Vorschlag nicht bewerten: „Der Herr Minister ist für uns ja nicht zuständig. Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Thema. Wir haben ein Präventionsprogramm.“ Dabei geht es um die Frage: „Wie viel Nähe darf sein, wie gehen wir miteinander um?“
Keine Stellungnahme
Bildungsdirektor Alfred Klampfer wollte zur Diskussion keine Stellungnahme abgeben, bei der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz ist Rektor Franz Keplinger etwas zwiegespalten: „Alles, was dem Schutz unserer Kinder guttut, ist wichtig. Aber ich weiß nicht, ob eine Unterschrift dazu beiträgt.“
„Sind Sie ein Terrorist?“
Der Schutz unserer Kinder ist oberste und höchste Pflicht, keine Diskussion. Doch Junglehrer unterschreiben zu lassen, dass sie keine Sexualstraftäter sind, geht zu weit oder nicht weit genug. Einerseits gibt’s eine Strafregisterauskunft, auf der Verurteilungen zu sehen sind, und die kann ein Arbeitgeber auch einfordern. Oder man muss die Unterschrift von allen fordern, die beruflich oder in der Freizeit mit Kindern arbeiten. Doch sie ist so sinnvoll wie die Frage bei der Einreise in die USA: „Sind Sie ein Terrorist?“
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