Geschäft mit Russland

Erst 2 heimische Firmen haben sich zurückgezogen

Wirtschaft
18.01.2023 14:27

Unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben zahlreiche westliche Unternehmen angekündigt, sich aus dem Geschäft in Russland zurückzuziehen - darunter auch einige aus Österreich. Wie nun Recherchen der Kyiv School of Economics (KSE) zeigen, haben diesen Schritt aber erst zwei heimische Unternehmen wirklich vollzogen. Österreichische Betriebe sind demnach gegenüber Russland weiterhin deutlich loyaler als Unternehmen aus anderen Ländern.

Die Bilanz fast ein Jahr nach Beginn der Invasion zeichnet ein recht verheerendes Bild: Von 63 genannten österreichischen Firmen haben seit dem 24. Februar lediglich zwei den russischen Markt verlassen, neun hätten einen Ausstieg ankündigt, 43 wollten bleiben. Damit haben sich erst das Verpackungsunternehmen MM Packaging und das Energieunternehmen Petro Welt Technologies vollständig aus dem Land verabschiedet.

Die noch verbleibenden Firmen sind vor allem in den Branchen Bau und Architektur, Konsumgüter und Bekleidung sowie Finanzen und Zahlungsverkehr aktiv.

Betriebe stützen russische Wirtschaft
Hintergrund der ukrainischen Recherchen ist eine Studie zu freiwilligen „Selbstsanktionen“ westlicher Unternehmer, die von Experten als relevanter Faktor für die künftigen wirtschaftlichen Perspektiven Russlands gesehen werden. In einer auf offenen Quellen basierenden Datenbank der Universität in Kiew wurden 3078 internationale Firmen mit russischen Aktivitäten erfasst, von denen fünf Prozent Russland in den vergangenen Monaten verlassen haben und 38 Prozent dies tun wollen.

Im kriegsführenden Staat bleiben wollen nach Einschätzung der ukrainischen Experten derzeit 39 Prozent aller untersuchten internationalen Unternehmen. Bei Firmen aus Österreich trifft das auf 65,6 Prozent zu.

Geplante Ausstiege mit geringem Effekt
Nach Angaben des KSE-Instituts stellten im Jahr 2021 63 österreichische Unternehmen Arbeitsplätze für mindestens 20.945 Menschen in Russland bereit und erwirtschafteten einen Jahresumsatz von rund 2,4 Milliarden US-Dollar, zahlten 124 Millionen US-Dollar an Steuern. Dazu hielten sie zwei Milliarden Dollar an Kapital und rund 27 Milliarden Dollar an Vermögenswerten.

Der Effekt der weiteren neun geplanten Ausstiege auf die russische Wirtschaft ist dabei jedoch recht gering. Zusammen beschäftigten die Firmen 2021 nur 1781 Mitarbeiter und erwirtschafteten einen Jahresumsatz in der Höhe von 127 Millionen Euro.

WKO warb mit Moskau-Veranstaltung
Dass österreichische Unternehmen weiterhin präsent bleiben, illustrierte auch ein soziales Event des an der österreichischen Botschaft angesiedelten Außenwirtschafts-Centers der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in Moskau. Für den 27. Jänner wurde zu einer Langlaufveranstaltung im Moskauer Umland geladen: „Alle österreichischen Firmen mit eigener Präsenz oder geschäftlichem Interesse sowie deren lokale Partnerunternehmen sind herzlich willkommen!“, hieß es auf der Internetseite der Kammer - die Veranstaltung wurde nach Kritik in den sozialen Medien aber mittlerweile wieder offline genommen.

Als Sponsor von Ausrüstung und Trainer wurde dabei Fischer Sports Russland angeführt - ein Unternehmen, das laut der Liste auch einen Marktausstieg geplant hat. NEOS-Abgeordneter Helmut Brandstätter bezeichnete das Event am Mittwoch auf Twitter als „eine Schande für Österreich“ und kündigte parlamentarische Anfragen beim Außen- und beim Wirtschaftsministerium an.

Heimische Firmen weiterhin gerne gesehen
Trotz des Status von Österreich als „unfreundlicher Staat“ werden heimische Unternehmen bisweilen aber auch sehr gut behandelt: So bestellte etwa das größte Brotkombinat im südrussischen Sotschi auch 2022 in größerem Ausmaß Waren von Backaldrin International - The Kornspitz Company, dessen Spitzenmanager Wolfgang Mayer als Honorarkonsul der Russischen Föderation in Oberösterreich fungiert.

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