Atom-Irrsinn

Uralt-AKW läuft weiter: Kniefall vor Atom-Lobby

Steiermark
16.01.2023 17:30

Die slowenischen Behörden haben Bedenken der Nachbarländer allesamt in den Wind geschlagen: Am Montag gaben sie grünes Licht für die Verlängerung der Laufzeit des Uralt-Reaktors Krško. Die Umweltorganisation Global 2000 nimmt die Entscheidung nicht hin und wird Beschwerde gegen den Bescheid einlegen.

Mehr als 60.000 Steirer erhoben vor zwei Jahren ihre Stimme gegen die tickende Strahlen-Bombe von Krško. Unterstützung für die Petition von Global 2000 und „Krone“ kam von Prominenten, Bundes- und Landespolitikern. Profunde, seitenlange Stellungnahmen und Einsprüche gegen den Weiterbetrieb des uralten Meilers landeten im Postfach der slowenischen Umweltbehörde. Umweltschützer nahmen die Betreiber bei einer Anhörung auf der Grazer TU ins Kreuzverhör.

Doch alle Bemühungen, dem Risiko-AKW vor der steirischen Haustür den Strom abzudrehen, scheinen jetzt vergebens: Am Montag gab das slowenische Umweltministerium dem Konzern GEN Energija grünes Licht, sein Nuklearkraftwerk noch 20 Jahre am Netz zu lassen. Nach einem Check im Oktober sei es jetzt „fit“ bis 2043.

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Ich treffe heute in der Grazer Burg die österreichische Botschafterin in Slowenien und werde die steirische Position nochmals in aller Deutlichkeit vertreten. Wir wollen keine Atomkraft - und schon gar nicht dieses AKW so nah an unserer Grenze.

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP)

„Die regelmäßigen Generalüberholungen werden jeweils nach 18 Monaten durchgeführt. Mit der technologischen Aufrüstung bei der jüngsten Wartung erfüllt die Anlage auch die in der EU-Taxonomie festgelegten Kriterien für den langfristigen Betrieb von Kernkraftwerken“, so die Begründung der Beamten.

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Wir werden rasch prüfen, welche Möglichkeiten es noch gibt, Rechtsmittel zu ergreifen. Denn Atomkraft ist weder grün, noch eine Übergangstechnologie auf dem Weg zur Klimaneutralität.

SPÖ-Umweltlandesrätin Ursula Lackner

Reinhard Uhrig, Global-2000-Atom-Experte, zeigt sich fassungslos über die gefährlichen Vorgänge in unserem Nachbarland: „Diese Entscheidung ist grob fahrlässig. Das Erdbebenrisiko hat bei der Bewertung überhaupt keine Rolle gespielt. Der Betreiberkonzern soll lediglich bis Ende dieses Jahres Daten dazu sammeln“, kritisiert der Umweltschützer. „Was ist mit den Versprechungen über ein mustergültiges Verfahren?“

Zudem sei die Behörde nicht auf die vorgebrachten Bedenken zu Alterung des Reaktors eingegangen - „die Endlagerung des radioaktiven Materials und die Gefahr für Nachbarländer im Falle eines Super-GAUs war genauso wenig Thema“, schüttelt Uhrig verärgert den Kopf. Man lasse „diese Farce“ jedenfalls nicht auf sich sitzen: „Wir legen Beschwerde gegen den Bescheid ein und wenden uns an die Vereinten Nationen!“

Kritik von steirischer Klima-Ministerin
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) kündigte eine genaue Prüfung aller Unterlagen an. „Die Laufzeitverlängerung ist falsch und kein positives Signal für die Energiesicherheit. Kernkraft ist eine unsichere Technologie aus der Vergangenheit.“

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