„Das musste ich sehen“

One-Way-Ticket in das Land des weltbesten Schnees

Oberösterreich
20.12.2022 17:00

Geplant war eine Wintersaison. Mittlerweile sind es schon sechs Jahre. Warum es Lisi Kirchmayr vom elterlichen Bauernhof in Hörsching ausgerechnet nach Japan verschlagen hat? Die mutige 30-Jährige über ihr großes Abenteuer und ihre noch größere Liebe zum „Pulver von Furano“. 

„Kannst du in zwei Wochen da sein?“ Als Elisabeth „Lisi“ Kirchmayr 2016 fluchtartig ihren Koffer packte und sich mit ihrem Working Holiday Visum ins Flugzeug Richtung Japan setzte, ahnte sie noch nicht, dass dort, auf der nördlichen Insel Hokkaido, mehr als achtzehn Flugstunden von zuhause entfernt, ihr neues Leben auf sie warten würde. Geplant war nur eine Saison. Aber von der atemberaubenden Landschaft, der unberührten Natur und dem traumhaften Pulverschnee hat die Abenteurerin noch lange nicht genug.

Ihr Motto? Klingt nach Spaß. Ich bin dabei!
Nach dem Studium in Salzburg und ihrer Ausbildung zur Snowboardlehrerin wollte Lisi raus, um die Welt zu sehen. „Ich war viel auf Reisen, das Geld dafür habe ich mir mit diversen Kellnerjobs zusammengespart. Und überall haben sie vom ,Powder Belt‘ in Hokkaido, der Skiregion mit dem weltbesten Schnee, geschwärmt. Das musste ich sehen!"

Auf gut Glück bewarb sie sich bei einer englischsprachigen Skischule und fing nur 14 Tage später - ohne auch nur ein Wort Japanisch zu sprechen - dort an. „Die Kollegen waren so nett und haben mir in jeder freien Minute etwas beigebracht. Den Rest habe ich im Internet recherchiert. Und langsam, langsam konnte ich meinen ersten eigenen Satz bilden.“

Nach der Wintersaison ließ sich Lisi auf Anraten ihrer Kollegen frei nach dem Motto „Klingt nach Spaß - ich bin dabei“ zum Raftguide ausbilden. „Es hat sich alles einfach richtig angefühlt. Und aus ein paar Monaten wurde schnell ein Jahr“, erinnert sich die 30-Jährige. Es dauerte auch nicht lange, bis sich die Oberösterreicherin in einen Einheimischen verliebte - und die kleine Emma überraschend das Licht der Welt erblickte.

„Sie ist genauso abenteuerlustig wie ich“
Mittlerweile spricht Lisi fließend Japanisch, beherrscht zwei von drei Schriftsystemen und wohnt mit ihrer 4-jährigen Tochter und Hündchen „Sun“ in einem kleinen Haus mit Gemüsegarten am Rande der Stadt Furano - um umgerechnet 50 Euro im Monat. Auch die kleine Emma spricht mit Deutsch, Japanisch und Englisch bereits drei Sprachen.

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Wir zwei genießen es, unternehmen viel. Emma ist genauso abenteuerlustig wie ich.

Elisabeth Kirchmayr

Erst kürzlich war das Mutter-Tochter-Gespann auf Urlaub in Sri Lanka. „In Furano haben wir oft minus 20, 30 Grad. Da tut zwischendurch mal ein bisschen Hitze ganz gut.“

Weihnachten gehört dieses Jahr der Familie
Den Dezember verbringt die Snowboarderin heuer erstmals wieder am elterlichen Bauernhof in Hörsching. „Ich möchte Emma zeigen, wie schön Weihnachten sein kann, mit allem, was dazugehört. In Japan wird ja leider kaum gefeiert. Keine Weihnachtsmusik, nur selten Deko oder Christbäume. Da ist der 24. Dezember eher ein Tag für Pärchen, ähnlich dem Valentinstag.“

Immer dem Schnee nach
Während Freunde „immer schon wussten, dass ich einmal irgendwo hängenbleibe“, hält sich die Begeisterung der Familie darüber, dass ihre zwei Lieblingsmenschen quasi „am anderen Ende der Welt“ leben, verständlicherweise in Grenzen.

Aber woran liegt es eigentlich, dass Lisi das Land der aufgehenden Sonne nicht mehr loslässt? War es die Liebe? Sind es Freunde? Oder ist es die völlig andere Kultur? „Nein. Es ist wirklich der Schnee. Und die Berge. Es ist ein Traum. So etwas finde ich sonst nirgends.“

Klingt so, als ob die Wahljapanerin noch länger in ihrer neuen Heimat bleiben dürfte. „Was die Zukunft bringt, weiß ich noch nicht. Aber jetzt gerade passt es dort für Emma und mich. Genau so, wie es ist."

Sie spielen auch mit dem Gedanken, etwas Neues zu wagen?
„Dass man Angst hat, wenn man seine Komfortzone verlässt, ist normal“, weiß Manuela Kirschner. „Es gilt viele Hürden zu nehmen - Überzeugungen, Glaubenssätze, die Bindung zur Familie -, und ganz viele scheitern daran“, so die pychologische Beraterin und Mentaltrainerin in Linz, die Klientinnen häufig zu diesem Thema berät. „Es braucht Mut, man selbst zu sein. Aber dem Herzen nicht zu folgen, ist wie leben mit angezogener Handbremse.“

Viele Menschen würden darauf warten, dass sie irgendwann bereit sind. Aber manchmal müsse man einfach springen und schauen, was passiert, so die Expertin weiter. „Fragen Sie sich: Wie will ich leben und warum will ich das? Woran scheitert es? Sie können auch üben, aus Ihrer Komfortzone zu treten, indem Sie immer mal wieder etwas Ungewohntes tun. So wird es leichter.“

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