Alarmierende Zustände

Grippe, Corona, RSV: Lage in Österreichs Kliniken

Österreich
07.12.2022 17:03

Graz schlägt Alarm. Grippe, Corona und RSV haben zu einer Überlastung der Kinderklinik geführt. Nur im absoluten Notfall solle man Kinder zur Ambulanz bringen, so der alarmierende Aufruf. Doch wie ist die Lage in den übrigen Bundesländern? Gleich vorweg: Die Welle ist überall zu spüren.

Der Ausnahmezustand an der Grazer Kinderklinik hält an. Am Mittwoch bis zur Mittagszeit wurden 163 Patienten auf der Ambulanz versorgt, 20 Kinder zu viel liegen auf der Station. Schuld an der Überlastung ist eine Infektionswelle mit einer Kombi aus Influenza, RS-Viren und Corona, mehr dazu hier.

Stationen „sehr, sehr ausgelastet“
Ein Einzelfall? Mitnichten, wie ein APA-Rundruf in Österreich zeigt. „Auf Anschlag“ fahre man in sämtlichen Krankenhäusern der oberösterreichischen Gesundheitsholding - und zwar ganz generell. Zudem seien durch das Zusammentreffen von Corona-, Influenza- und RS-Viren die Kinderstationen in allen Krankenhäusern in Oberösterreich „sehr, sehr ausgelastet“, so der Tenor. Stoßzeiten seien abends bis in die Nacht hinein sowie an Wochenenden, so eine Sprecherin auf Anfrage.

Kämen normalerweise an einem Tag am Wochenende 120 kleine Patienten, seien es in der aktuellen „Infektionszeit“ rund 160. Stationär werden von den derzeit 55 jungen Patienten 19 wegen RSV behandelt. Wegen des Personalmangels können derzeit aber nicht mehr als 55 Kinder aufgenommen werden, obwohl es eigentlich 69 Betten gäbe.

An der Be- bzw. Auslastungsgrenze bewegt man sich am Uniklinikum Salzburg. „Die Kinderklinik ist ausgelastet, aber nicht überlastet“, sagte Wolfgang Fürweger, Sprecher der Salzburger Landeskliniken (SALK), am Mittwoch. Der Andrang auf die Ambulanzen sei aufgrund der Infekte im Moment stark.

15 Kinder mit einer RS-Virusinfektion werden derzeit auf der Normalstation behandelt. Zwei von ihnen benötigen dabei Atemunterstützung. Darüber hinaus sind zwei der sechs Betten der Kinderintensivstation wegen RSV belegt.

Auslastung „anhaltend hoch“
Die stationäre Auslastung auf der Kinderstation im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt ist „anhaltend hoch“. Besonders an den Wochenenden, wenn es im niedergelassenen Bereich keine Versorgung gibt, führe dies zu langen Wartezeiten in der Ambulanz, hieß es auf Anfrage.

In der Kinderambulanz kann es derzeit zu längeren Wartezeiten kommen. Teilweise werden die jungen Patientinnen und Patienten auch früher entlassen, um Platz für akute Fälle zu haben, hieß es weiters.

„Sehr stark ausgelastet“ seien die Kinderstationen in den Wiener Spitälern. Die hohe Belegung auf den Kinderstationen ist durch RS-Virusinfektionen (RSV) bedingt, gegen die es keine aktive Impfung gibt, heißt es seitens des Wiener Gesundheitsverbundes. Damit es nicht zu einer noch stärkeren Belastung der Krankenhäuser kommt, sei es wichtig, andere Infektionen möglichst zu vermeiden, wurde betont - und damit auch auf die jeweiligen Schutzimpfungen gegen Influenza und Corona hingewiesen.

Auf den in den WIGEV-Krankenhäusern Klinik Favoriten, Ottakring, Floridsdorf und Donaustadt vorhandenen Kinderabteilungen lagen am Dienstag insgesamt 66 Betroffene mit RSV-Infektion. Sieben weitere Kinder wurden wegen Influenza stationär behandelt, drei mit Covid und mehrere mit anderen Infektionen und Bronchitis bzw. Lungenentzündung. Insgesamt gab es noch 29 freie Betten. Die einzelnen Zahlen könnten sich auf den jeweiligen Abteilungen rasch ändern, die Gesamtsituation der starken Auslastung bleibe jedoch im Moment gleich, hieß es.

Betont wurde aber: „Alle Kinder, die ein Spitalsbett brauchen, bekommen natürlich eines.“ Die Versorgungslage sei „stabil“.

„Zunehmend an Kapazitätsgrenze“
Stark spürbar ist die aktuelle Welle an Erkältungserkrankungen bei Kindern auch auf den Stationen des Kärntner Krankenanstaltenbetreibers Kabeg. „Wir bemerken an den Kinderabteilungen im Klinikum Klagenfurt und Landeskrankenhaus Villach einen deutlichen Anstieg von Patienten mit Infektionskrankheiten und stoßen zunehmend an die Kapazitätsgrenzen“, teilte eine Kabeg-Sprecherin am Mittwoch mit, es könnten jedoch alle Kinder gut versorgt werden.

Im Schnitt werden an beiden Abteilungen täglich rund 200 Kinder ambulant behandelt, etwa 20 müssen stationär aufgenommen werden. Derzeit komme es in Kärnten zu einer besonders hohen Anzahl von Mischinfektionen mit anderen Viren, wie beispielsweise Influenza-oder Parainfluenza-Viren. Um diese Jahreszeit sei jedes Jahr ein Anstieg der Zahl der RS-Infektionen zu beobachten und es gebe immer wieder Jahre mit besonders vielen oder auch sehr schweren RS-Infektionen, die stationär behandelt werden müssen.

Die RSV-Welle sei zwar auch in Niederösterreich angekommen, jedoch mit regionalen Unterschieden, teilte die Landesgesundheitsagentur (LGA) mit. Es gebe vermehrte Ambulanzbesuche mit Säuglingen und Kleinkindern, von denen viele aber so stabil seien, dass sie nicht aufgenommen werden müssten. Sei das doch der Fall, müssten die kleinen Patienten jedoch versorgungsintensiv betreut werden. In den allermeisten Fällen verlaufe die Erkrankung mild.

„Ganz allgemein ist die Lage auf den NÖ Kinderstationen herausfordernd, aber die Versorgung ist gegeben“, hieß es seitens der LGA weiter. Das Patientenaufkommen sei hoch, variiere jedoch sehr stark.

„Gut gefüllt, aber genügend Kapazitäten“
Entspannter gestaltet sich die Lage an der Innsbrucker Kinderklinik. „Es ist viel los. Wir sind gut gefüllt. Aber es gibt noch genügend Kapazitäten“, sagte tirol kliniken-Sprecher Johannes Schwamberger. Auffallend sei die Zahl der erkrankten Kleinkinder, die sich aus einer „Kumulation“ der verschiedenen Virusinfektionen bzw. Erkrankungen ergebe.

Es komme auch vor, dass Kleinkinder stationär aufgenommen und mitunter sogar intensivmedizinisch behandelt werden müssen, so der Sprecher der tirol kliniken, zu denen die Krankenanstalten in Innsbruck, Hall in Tirol, Natters und Zirl gehören. Insgesamt könne die Belegung in den Spitälern aber nicht mit den vergangenen Höhepunkten der Corona-Wellen verglichen werden.

Von der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft hieß es, dass die Zahl der Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich RSV großen Schwankungen unterliege. „Die Situation muss daher immer wieder neu bewertet werden“, sagte Sprecherin Andrea Marosi-Kuster. Im LKH Feldkirch müssten aktuell zwei Kinder wegen einer RSV-Infektion auf der Intensivstation behandelt werden. Das jüngste in Behandlung befindliche Kind sei ein drei Wochen alter Säugling.

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