Muss man sich Sorgen um die Gesundheit machen, wenn man in einen Spital in Oberösterreich geht? Im Normalfall nicht, doch gab es heuer einen starken Schub bei den formellen Gefährdungsmeldungen. Mit diesen zeigen Krankenhausmitarbeiter ihren Vorgesetzten an, dass sie in bestimmten Bereichen für die Sicherheit der Patienten und Patientinnen nicht mehr garantieren können.
Felix Eypeltauer und Julia Bammer, die beiden Mitglieder des Landtagsklubs der Neos, haben eine Anfrage an Gesundheitsreferentin Christine Haberlander gerichtet: „Wie viele Gefährdungsmeldungen gab es seit dem Jahr 2018 in Krankenhäusern in Oberösterreich?“ Auch nach den Ursachen bzw. Anlässen der Alarmmeldungen fragen sie, nach der Dauer bis zu einer Reaktion der Vorgesetzten und nach präventiven Maßnahmen. Nun ist die Antwort Haberlanders eingetroffen, die durch den Meldungspeak im heurigen Jahr auffällt. Denn insgesamt 39 Meldungen gab es seit 2018, davon aber 26 heuer.
Neos in Sorge über diese Entwicklung
„Das verdeutlicht, dass es in unserem Gesundheitssystem aktuell eine rasante Verschlechterung gibt, die vor allem mit dem Ärzt:innenmangel und der Auslastung des Krankenhauspersonals in den letzten Jahren zusammenhängt. Wir sind mehr als besorgt angesichts dieser Zahlen“, reagieren Eypeltauer und Bammer auf Haberlanders Darstellung. Sie drängen: „Es benötigt umgehend Maßnahmen und konkrete Perspektiven für die Spitäler und ihre Mitarbeiter:innen. Denn: Das Personal der Krankenhäuser in Oberösterreich macht schon seit langem auf die dramatische Lage aufmerksam und arbeitet am Anschlag. Was von der Landesregierung bislang gefolgt ist, waren meist Rechtfertigungen und Vertröstungen.“
„Die Situation wird herausfordernder“
Was sagt man in Haberlanders Gesundheitsressort dazu? „Auch in Oberösterreich wird - so wie im gesamten nationalen und internationalen Gesundheitssetting - die Situation herausfordernder, jedoch ist die Versorgung in OÖ nach wie vor eine sehr gute. In allen oö. Spitälern werden nach Bekanntwerden einer Gefahrenmeldung sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet bzw. sogar Präventivmaßnahmen gesetzt.“ In der regionalen Verteilung fällt auf: Das Kepler-Klinikum KUK hatte nur 3 Meldungen im Jahr 2022; keine Gefahrenmeldungen in Schärding, Gmunden, Bad Ischl, Grieskirchen, Ried.
Betriebsrat vom Med Campus Linz reagiert empört
Viel kritischer sieht Med Campus-Betriebsratschef Helmut Freudenthaler die Darstellung bezüglich des KUK. Er sagt zur „Krone“: „1) bei uns wird teilwerise nicht sofort reagiert. Insbesondere bei OP Int 1 warte ich seit Februar auf das Protokoll der umzusetzenden Maßnahmen. 2) Hinter den Überlastungsmeldungen stehen ganze Teams. Pro Meldung bis zu 50 Kolleg•innen. Mindestens drei Teams werden alleine am Med Campus in den nächsten Tagen ihre Meldungen den Vorgesetzten übergeben. Sehr viele Gefährdungsmeldungen bleiben aber als E-Mail bei den Vorgesetzten und werden gar nicht weitergemeldet. Haberlander erwähnt anscheinend nur von den Krankenanstalten offiziell gemeldete, als solche bezeichnete Gefährungsmeldungen.“
„Es gibt einen festgelegten Prozess“, kontert KUK-Führung
Dieser Diagnose des Belegschaftsvertreters gibt die Führung des Kepler Universitätsklinikums so Kontra: „Es gibt in der KUK einen festgelegten Prozess, wann und wie Situationsdarstellungen eingemeldet werden. Dieser Prozess ist im Klinikum bekannt und wird im Bedarfsfall abgearbeitet. Bei den sonstigen Themen handelt es sich um operative Themen, die direkt in den Bereichen durch die Führungskräfte und/oder von der Krankenhausleitung behandelt und abgearbeitet werden.“
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