„Oft 100 Flüchtlinge“

Nachtzug 466: Stiller Migranten-Strom durch Tirol

Tirol
25.11.2022 07:08

Fast unbemerkt fließt eine endlose Karawane von Migranten durch das Land, ein Nightjet von Wien nach Zürich über Innsbruck wird immer wieder zum Brennpunkt. Schilderungen und mehrere Fotos, die der „Krone“ vorliegen, zeichnen ein aufrüttelndes Bild. 

Kurz gab es Aufregung in Tirol, als sich am 29. Juni Schaffner und Flüchtlinge in die Quere kamen und die Stimmung im ÖBB-Fernreisezug immer aggressiver wurde. Die Polizei holte daher 138 Flüchtlinge in Landeck aus dem Zug, teils fehlten Fahrkarten und Dokumente. Schwarz und Blau mokierten sich in Presseaussendungen über nicht hinnehmbare Zustände - doch das war’s vorerst.

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Es sind oft 100 Migranten in den Waggons.

Ein Fahrgast des Nachtzugs 466

Karawane bewegt sich weiter
Indessen bewegt sich die „stille Karawane“ durch Tirol in Richtung Westeuropa weiter. Vor allem der Nightjet NJ 466 Wien - Zürich wurde zum Brennpunkt (in Innsbruck ab 5.23 Uhr). Ein „Krone“-Leser (Name der Redaktion bekannt) war in den vergangenen Wochen dreimal an Samstagen und einmal an einem Sonntag auf dieser Route unterwegs und dokumentierte die Zustände. „Es sind oft 100 Migranten in den Waggons“, erfuhr der Fahrgast aus Gesprächen und eigenen Beobachtungen.

Polizeieinsätze führen öfter zu Verspätungen
Die oft übermüdeten und meist jungen Männer wollen wenig auffallen. Dennoch kommt es fallweise zu Turbulenzen, wenn Tickets fehlen und Uneinsichtigkeit herrscht. Im Sommer kam es daher öfters zu Polizeieinsätzen. Allein zwischen 17. Juni und 4. Juli listet die Fachzeitschrift „Eisenbahn Österreich“ acht derartige Fälle auf, die auch Verspätungen des NJ 466 verursachten.

Für heimische Fahrgäste ist die Situation nicht angenehm: „In Innsbruck stiegen zwei Damen zu und suchten ihre reservierten Plätze auf, doch da lagen schon mehrere Männer. Die Frauen haben darauf verzichtet, sie anzusprechen“, beobachtete der „Krone“-Leser.

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Personenkontrollen darf das Zugpersonal nicht durchführen, nur die Behörden. Kontrollen finden regelmäßig statt.

ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair

Bei den ÖBB verweist man darauf, dass die meisten Flüchtlinge über gültige Tickets verfügen würden. Reisende ohne gültiges Ticket müssten, unabhängig von ihrer Herkunft, mit einer Fahrgeldnachforderung rechnen bzw. werden des Zuges verwiesen. Klar ist aber auch, dass das ÖBB-Personal keine Personenkontrollen durchführen darf. „Das ist allein den Behörden vorbehalten. Derartige Kontrollen finden auch regelmäßig statt“, betont ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.

Meist Asylstatus, Reisen nicht illegal
Bei der Tiroler Fremdenpolizei ist bekannt, dass der NJ 466 und auch Frühzüge stark von Migranten frequentiert sind. Deren Leiter Harald Baumgartner betont aber: „Die meisten Personen haben bereits um Asyl angesucht und daher Asylstatus in Österreich. Sie reisen also legal.“ Strafbar wäre nur die Ausreise, doch naturgemäß könne die heimische Polizei dies nicht weiterverfolgen. Auch der pragmatische Ansatz, dass man die ohnehin nur Durchreisenden nicht unbedingt aufhalten und in Tirol aus dem Zug holen wolle, mag hier mitspielen.

Fast alle wollen weiter Richtung Westeuropa
Warum sitzen so viele Flüchtlinge in diesem Zug? Üblicherweise wollen die Migranten nach Frankreich oder England weiterreisen. Am Schweizer Grenzbahnhof Buchs werden ihre Personalien registriert. „Sie müssen sich dann Fahrkarten kaufen und dürfen weiter nach Zürich. Dort nehmen sie den TGV in Richtung Paris“, erzählen Schweizer Grenzpolizisten. Generell kann Baumgartner nachvollziehen, was die französische Zeitung „Le Soir“ zum Thema titelte: „Österreich, der Migrationskorridor Europas“.

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