„Viele sind am Limit“

Immer mehr Familien berichten über Pflege-Misere

Tirol
15.11.2022 12:16

Die Pflege von Angehörigen bringt viele Familien an ihre Grenzen. Immer mehr Tiroler gehen an die Öffentlichkeit, um auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Ein Wipptaler schildert seine Nöte mit der 24-Stunden-Betreuung, ein weiterer Angehöriger die verzweifelte Suche nach einem Heimplatz.

Daheim bleiben - das ist der größte Wunsch von Hans Cammerlanders Mutter. Die Familie will das der 92-Jährigen lange ermöglichen und investiert seit Jahren in 24-Stunden-Betreuung. Ein finanzieller Kraftakt, wie Cammerlander vorrechnet: „Die Pension der Mama, ihr Pflegegeld und die Förderung des Bundes reichen bei weitem nicht für die Kosten. 1200 bis 1500 Euro müssen wir jeden Monat zusätzlich aufbringen.“

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Wir haben jetzt auch bei allen Heimen bis Innsbruck angefragt. Keine Chance, dort einen Platz zu bekommen.

Hans Cammerlander

Cammerlander spricht von Gesamtkosten jenseits der 4000 Euro. Und das für Leistungen, die dem wachsenden Pflegebedarf der Mutter nicht gerecht werden können. Cammerlander: „Wir haben jetzt auch bei allen Heimen bis Innsbruck angefragt. Keine Chance, dort einen Platz zu bekommen.“

Das Burgenland und Vorarlberg als Vorbilder
Für Liste-Fritz-Parteiobfrau LA Andrea Haselwanter-Schneider zeigt das Beispiel auf, wie belastet Familien sind. „Viele sind am Limit. Emotional wie finanziell“, lautet ihr Befund. Für Entlastung könne das burgenländische Modell sorgen, bei dem pflegende Angehörige beim Land angestellt werden. Damit sinke auch der Druck auf Heime. Auch Vorarlberg macht es laut Haselwanter-Schneider besser. Dort gibt es mehr Geld für die 24-Stunden-Betreuung. In einem Dringlichkeitsantrag fordert die Liste Fritz auch in Tirol 1000 Euro Landesförderung und einen Härtefallfonds.

Nicht nur bei Parteien, auch bei der „Krone“ melden sich dieser Tage immer wieder Familien und schilderten ihre Nöte. Auslöser war die Geschichte einer Oberperferin, die bisher vergeblich um einen Heimplatz für ihre betagte Mutter kämpft.

„Da habe ich mich geweigert, meine Mutter mitzunehmen“
Ähnlich geht es Herrn Kettner (vollständiger Name der Redaktion bekannt). Seine Mutter ist 90 Jahre alt und nur sehr eingeschränkt mobil. „Ich selbst kann die Pflege nicht mehr garantieren, da ich selbst eine 80-prozentige Behinderung habe“, beschreibt der Tiroler seine Lage. Ein Heimplatz für die Mutter ist nicht in Sicht. Eine 24-Stunden-Betreuung wegen Platznot keine Option.

Wie groß die Verzweiflung von Herrn Kettner ist, macht seine Schilderung eines Vorfalls im Spital deutlich. Seine Mutter sei vor kurzem „wieder einmal“ wegen eines Sturzes eingeliefert worden. Als man die Patientin entlassen wollte, blockte ihr Sohn ab: „Ich habe mich geweigert, meine Mutter in dem Zustand mit heim zu nehmen.“

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