Jan Fausek (NEOS) geht am Sonntag als einer von insgesamt vier Bürgermeister-Kandidaten ins Rennen. Nach dem Rücktritt von Herbert Sparr wählen die Höchster am Sonntag ihren neuen Ortschef.
„Krone“: Herr Fausek, wie sind Sie zur Politik gekommen?
Jan Fausek: Mein Interesse für Politik geht zurück bis in meine Jugendzeit. Für mich war es stets unerträglich die Schimpfereien am Stammtisch zu hören, ohne dass sich jemals jemand irgendwo eingebracht hätte - das war keine Option für mich. Ich wollte mitreden und mitgestalten, statt nur zu jammern. Aus Neugier bin ich mit 15 Jahren auf eine Mitgliederversammlung der NEOS gegangen, wurde super auf- und auch ernst genommen. Daraus ergab sich eine lange Zeit, in der ich teils bei den JUNOS, aber auch für diverseste Wahlkämpfe auf der Straße war. Als die Gemeindevertretungswahlen 2020 anstanden haben sich in Höchst einige Interessierte gefunden, mit denen ich ein ganzes Team zusammenstellen und antreten konnte. Der Einzug in die Gemeindevertretung hat mich in meiner Motivation bestätigt - Höchst wünscht sich Visionen.
Was ändert sich, wenn Sie Bürgermeister in Höchst sind?
Diskussionen werden offen mit allen Fraktionen geführt. Fehler werden ehrlich behandelt und daraus gelernt statt zu vertuschen und verschleiern wie es aktuell die ÖVP praktiziert. Die Kommunikation auch mit den Bürgern wird gelebt - jeder soll Informationen finden, wenn er diese sucht. Die Bürger werden in Gestaltungsprozesse einbezogen. Offene Beteiligungsplattformen lassen auch Mitsprache zu, ohne dass sich jemand politisch in einer Partei engagieren muss. So schaffe ich mehr Verständnis für Entscheidungen, die getroffen werden und bringe Transparenz in sonst geschlossene Diskussionen.
Wie beschreiben Sie Ihre Heimatgemeinde in drei Sätzen?
Höchst bietet ein super Angebot an Arbeitsplätzen und dazu eine traumhafte Natur mit allen Naherholungsmöglichkeiten. Leider ist es für die jungen Generationen kaum leistbar, in Höchst zu wohnen. Trotz der stetig steigenden Einwohnerzahl und dem permanenten Ausbau des Arbeitsplatzangebotes gibt es im Dorf kein wirkliches Zentrum mit Einkaufsmöglichkeiten. Der Kirchplatz ist die meiste Zeit verwaist. In Höchst gibt es viele Chancen und Möglichkeiten. Leider fehlten der Politik bisher der Wille, zukunftsträchtige Visionen umzusetzen.
Welche drei Dinge wünschen Sie sich für Höchst?
Ich wünsche mir als allererstes ein belebtes Zentrum, das diesen Namen auch verdient. Ich wünsche mir außerdem einen Plan für die Zukunft, auf den hin gearbeitet wird - nach dem Motto „Gestalten statt verwalten“. Ich wünsche mir auch eine offenere Gemeindepolitik, die alle Bürger informiert und in die Entscheidungen einbindet.
Wo ist der Lieblingsplatz in Ihrer Gemeinde?
Ich genieße die Ruhe und Natur des Rheindeltas am liebsten auf der Streuobstwiese meiner Familie oder auf dem Bodensee.
Wie finanzieren Sie Ihren Wahlkampf?
Das Teuerste am Wahlkampf - die Arbeitszeit - erbringe ich mit den Mitgliedern meiner Fraktion ehrenamtlich. Die geringen Kosten für Plakate, Flyer und Ähnliches übernimmt die Landespartei.
Welche Kompetenzen sollten in die Gemeinde?
Der Gemeinde fehlt es meiner Meinung nach nicht unbedingt an Kompetenzen, sondern an willigen, visionären und auch jungen Entscheidungsträgern. Sie sollten bereit sein, die gegeben Kompetenzen zu nutzen, um Höchst fit für die Zukunft zu machen und den tollen Lebensstandard für die kommenden Generationen zu sichern.
Was haben Sie in den vergangenen drei Jahren für den Klimaschutz getan?
Konkret habe ich das Thema der Dachbegrünungen im Raumplanungsausschuss aufgebracht und diese bis hin zur Verpflichtung mit der Einführung einer Förderung stets als starker Fürsprecher unterstützt. Auch die, gerade erst eingeführte, Senkung des Tempolimits auf Gemeindestraßen auf 30 Stundenkilometer habe ich über zwei Jahre unermüdlich in verschiedensten Gremien vorangetrieben und bin sehr froh, dass auch diese wichtige Maßnahme (nicht nur in puncto Klimaschutz) schlussendlich von der Gemeindevertretung beschlossen und umgesetzt wurde - obwohl dieses Thema nicht gerade populär ist.
Bei der Migrationspolitik wünsche ich mir…
… eine Bundesregierung der das Thema auch wichtig ist, wenn nicht gerade Wahlkampf ist. Die Kompetenzen eines Bürgermeisters sind hier doch sehr bescheiden. Es bräuchte ein klares Einverständnis im Nationalrat, dass unsere Wirtschaft, ja unsere Gesellschaft, ohne Migration nicht funktionieren kann. Es für mich tragisch zu sehen, dass einem großen Teil der nach Österreich migrierten Gruppen, der teils seit Jahrzehnten in Österreich lebt, das Wahlrecht verwehrt und die Einbürgerung extrem langwierig, teuer und bürokratisch gemacht wird.
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