Unterwegs im Pamir

Klimawandel macht auch die hohen Berge schwieriger

Bergkrone
23.10.2022 07:48

Dem Kärntner Bergführer Wolfi Schupfer gelang es heuer als Einzigem, eine kommerzielle Expedition erfolgreich auf einen Siebentausender im entfernten Pamir zu führen.

Pik Abu Ali ibn Sino! So heißt der höchste Berg. Noch nie gehört? Kein Wunder, denn bei uns ist der Siebentausender an der Grenze zwischen Kirgistan und Tadschikistan Alpinisten unter seinem alten Namen bekannt: Pik Lenin.

Noch heute liegt auf dem Gipfel eine legendäre Leninbüste, die einst von roten Alpinisten nach dem Tod des Revolutionsführers und Begründers der Sowjetunion 1924 auf den Gipfel getragen wurde.

Doch Politik hat Alpinisten nur selten interessiert. „Der Berg ist einfach eine wahre Schönheit und stand schon lange ganz oben auf meiner Liste!“, schwärmt Bergführer Wolfi Schupfer, den bei uns viele als den sympathischen Großglockner-Guide von Andreas Gabalier kennen.

Von seiner Erfahrung und seinem Können profitierten heuer auch die Kunden von Clearskies, die eine Expedition auf den 7134 Meter hohen Pamir-Riesen buchten.

Doch der Reihe nach.

Clearskies ist ein erfolgreicher Tiroler Expeditions- und Trekkingreisen-Anbieter von Hannes Gröbner. „Hannes hat mich Anfang Mai gefragt, ob ich die Tour als Expeditionsleiter begleiten möchte“, erzählt Wolfi der „Bergkrone“ nach seiner Rückkehr.

Als einer der höchsten Berge der ehemaligen Sowjetunion zählte der Pik Lenin zu den fünf Siebentausendern, für deren Besteigung Alpinisten mit dem Schneeleoparden-Orden geehrt wurden, der noch heute von den GUS-Staaten verliehen wird. „Der Berg gilt zwar als leichter Siebentausender, jedoch wird er, wie viele andere leichte hohe Berge weltweit, ziemlich unterschätzt“, meint der Bergführer aus Obervellach.

Und Wolfi sollte recht behalten.

Nach einer spektakulären Reise durch Kirgistan auf dem Pamir-Highway erreichten die elf Bergsteiger aus Österreich, Deutschland und der Schweiz die Edelweiß-Wiese, wie das Base Camp Atschik-Tasch auch genannt wird. Wolfi: „Ein unglaublich schöner Platz in 3600 Meter Seehöhe.“ Mehrere Agenturen aus allen Teilen der Welt haben hier bereits ihre Camps aufgeschlagen. Weiter oben im Hochlager 1 auf 4300 Metern stehen ebenfalls fixe Großzelte und Jurten, in denen die vielen Bergsteiger bekocht und verpflegt werden.

„Von hier aus sieht man zum ersten Mal den Pik Lenin in seiner vollen Pracht. Die imposante Nordflanke. 2800 Höhenmeter Fels, Schnee und Eis trennen das Camp und den Gipfel“, berichtet Wolfi und erzählt von seinen Rechenspielen. „Der Mölltaler Polinik, gemessen vom Meeresspiegel aus, ist kleiner, als diese imposante Bergflanke.“Bedingungen auf dem Berg haben sich geändert Die Aufstiegsroute zum Gipfel ist von Lager 1 leicht erkennbar. „Mir war sofort klar, das wird heuer kein leichtes Unterfangen“, schildert der Bergführer. Und Wolfis Bedenken werden von den Campleitern bestätigt: „Die sind seit 20 Jahren hier am Berg und berichteten, dass sie so eine Saison mit so wenig Niederschlag, dafür extrem hohen Temperaturen noch nie erlebt hatten.“ Wo man früher über Schneeflanken hinauf stieg, gilt es heute teils senkrechte Steilstufen zu überwinden und jede Menge Blankeis.

Wolfi: „Einheimische und nepalesische Sherpas haben Fixseile verlegt, trotzdem stellten die fünf Steilstufen eine große Herausforderung für uns dar, weil wir ja mit 20 Kilogramm schweren Rucksäcken hinauf klettern mussten.“ Danach folgte ein Labyrinth aus teils riesigen Spalten des Leningletschers. Viele Schneebrücken waren angesichts der hohen Temperaturen geschmolzen. Selbst in Höhen von 6000 Meter war das Clearskies-Team bei Plusgraden mit T-Shirts unterwegs.

Doch kein Nachteil ohne Vorteil: Von der steilen und gefährlichen Gipfelflanke, von der teils mächtige Lawinen zu Tal donnern, ging dieses Mal keine Gefahr aus. „Weil einfach kaum Schnee am Berg war“, erklärt Wolfi.

Während die vielen anderen Teams, darunter auch welche aus Deutschland und der Schweiz ihrem Besteigungsplan mit Akklimatisierungstouren abarbeiteten, setzte Wolfi auf Flexibilität: „Ich habe das Wetter beobachtet, und die ganze Woche waren perfekte Bedingungen angesagt. Deshalb habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Wir waren frech, schlechter an die Höhe angepasst, doch die Gruppe vertraute mir, und so nutzten wir den letzten Schönwettertag und stiegen von Lager 3 in zehn Stunden zum Gipfel. Alles richtig gemacht, dachte ich mir. Wir machten Gipfelfotos - und der Leninkopf schaut immer noch ganz grimmig drein. . .“

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