Beim Thema Mutter-Kind-Pass drängt die Ärztekammer weiter auf eine rasche Reform: Dass die Politik nun ein Einlenken signalisiert und zeitnahe Ergebnisse angekündigt habe, nehme man mit vorsichtigem Optimismus auf, hieß es seitens der Österreichischen Ärztekammer. Auf Worte sollten jetzt allerdings „auch zeitnah Taten folgen“, wurde betont.
Die Ärztekammern Wien, Niederösterreich und Steiermark haben bereits den Ausstieg aus dem Mutter-Kind-Pass mit Ende März 2023 beschlossen, in den Ärztekammern in Oberösterreich und Kärnten laufen laut der Standesvertretung die Vorbereitungen dafür. Die Ärztekammer begründet dies damit, dass die Honorare für die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen trotz eines gestiegenen Volumens an Leistungen seit 28 Jahren nicht valorisiert worden seien.
„Untersuchungen sollten mehr wert sein als drei Fleischlaberln“
Um die aktuelle Situation zu verdeutlichen, präsentierte die Wiener Ärztekammer einen Vergleich der speziellen Art. „Vor 30 Jahren konnte man um eine Tarifposition des Mutter-Kind-Passes noch ein Kindergeburtstagsfest bei McDonalds ausrichten, heute bekomme ich dafür gerade mal drei Big Mac. Ich denke doch, dass eine so wichtige Untersuchung von Müttern und ihren Kindern unserem Staat mehr wert sein sollte als drei Fleischlaberln“, rechnete Erik Randall Huber, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte, in einer Aussendung vor.
Jetzt gilt es, den Ankündigungen auch zeitnah Taten folgen zu lassen.
Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer
Die Folgen eines Ausstiegs aus dem Mutter-Kind-Pass
Sollte es tatsächlich zu einem Ausstieg der Ärztekammern aus dem Mutter-Kind-Pass kommen, würden die Mediziner die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten. Der Pass dient nicht nur der gesundheitlichen Vorsorge für Schwangere und Kleinkinder bis zum fünften Lebensjahr, die Durchführung einiger Untersuchungen ist auch Voraussetzung dafür, dass man das Kinderbetreuungsgeld in voller Höhe bekommt.
Wie berichtet, hatte das Gesundheitsministerium am Freitag versichert, dass sich die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes „bereits im Finale“ befinde.
„Ungehörte Hilfeschreie“
„Nach jahrzehntelanger stiefmütterlicher Behandlung des Mutter-Kind-Passes durch die Politik und Jahren ungehörter Hilfeschreie seitens der Ärzteschaft haben einige Landesärztekammern Beschlüsse gefasst, aus diesem hervorragenden Projekt auszusteigen“, warnte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer am Samstag einmal mehr. Die Signale einer baldigen Reform bewertete er positiv, betonte jedoch: „Jetzt gilt es, den Ankündigungen auch zeitnah Taten folgen zu lassen.“
„Unsere Vorschläge zur Verbesserung des Mutter-Kind-Passes lagen seit Jahren auf dem Tisch, etwa auch zur von uns unterstützten Digitalisierung“, erinnerte Edgar Wutscher, Vizepräsident der Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte.
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